Im Traum betreten wir eine Welt, die nur uns allein gehört
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Hinein in eine ganz persönliche Welt des Träumens führt Goyo Montero mit der Uraufführung seines Tanzstückes „Goldberg“, welches am 17. Dezember im Staatstheater Nürnberg Premiere feierte. Für circa anderthalb Stunden bewegt sich das Ballett des Staatstheaters zwischen wach sein und träumen, begleitet von Johann Sebastian Bachs weltberühmten „Goldberg Variationen“.
Die diffuse Realität des Träumens lässt sich schwer in Worte fassen. Wieso also nicht den Versuch wagen, diesen Zustand visuell darzustellen? Goyo Monteros gesamte Produktion schafft es, die schönen, die schrecklichen, die verwirrenden Dimensionen einer Welt einzufangen, die wir alle kennen und die trotzdem so persönlich ist.
Die dargestellten Emotionen sind so facettenreich wie die Tänzer*innen selbst. Sowohl in der Gruppe als auch in den Soli und Duetten präsentiert das Ensemble des Nürnberger Balletts eindrucksvoll die Tiefe des Unterbewusstseins des Menschen. Dabei wirken Teile der Produktion so persönlich und emotional intim, dass es sich beinahe seltsam anfühlt, das Stückin einem Saal voller Menschen zuzuschauen. Obwohl das Stück zunächst eher langsam beginnt und nicht alle Darstellungen einen gleichermaßen ergreifen, ist am Ende des Abends für jeden etwas dabei gewesen. Die Balance zwischen Fragilität und Kraft, Kummer und Liebe, Unsicherheit und Bestimmtheit wird stets durch den Ausdruck der Tänzer*innen sowie die von Owen Belton neukomponierten Klassiker Bachs gehalten. Die Interpretation der Musik durch die Staatsphilharmonie Nürnberg sowie das schlichte, aber so wandelbareKostüm- und Bühnendesign runden die Produktion ab. Ganz besonders hervorzuheben ist hier auf jeden Fall die Arbeit von Martin Gebhardt – Licht. So fanatisch komponiert ist das Licht in „Goldberg“, dass es beinahe eine eigene Geschichte erzählt. Trotz der ausgezeichneten Arbeit von Choreograf, Tanzensemble und Philharmonie könnte diese Produktion ohne Martin Gebhardt nur einen Bruchteil seiner Magie entfalten.
Alles in Allem ist Goldberg ein erfrischend modernes und tief emotionales Tanzstück, welches dem Zuschauer zutraut, seine ganz eigene Bedeutung in dem Stück zu finden. Wie auch in Träumen bleibt manches verwirrend und unberechenbar, aber genau aus diesem Grund lässt einen „Goldberg“ auch Tage nach dem Theaterbesuch nicht ganz los.
Für alle, die bereit sind, sich auf etwas Neues einzulassen und die das Thema „Träumen“ faszinierend finden, ist Goyo Monteros „Goldberg“ auf jeden Fall zu empfehlen.
Die nächsten Aufführungen finden am Dienstag, den 20.12.22, Donnerstag, den 22.12.22 und Montag, den 26.12.2022 statt. Im kommenden Jahr wird die Aufführung an den ersten drei Samstagen im Monat sowie dem letzten Sonntag des Januars fortgesetzt. Die letzte planmäßige Aufführung ist am 03.02.2023.
von Kathrin Spies