Jennifer Saint – Elektra, die hell Leuchtende
Jennifer Saint – Elektra, die hell Leuchtende

Jennifer Saint – Elektra, die hell Leuchtende

Drei Frauen – Ein geteiltes Schicksal


CW: Krieg, Menschenopfer, Mord, Vergewaltigung

In Elektra führt die Autorin Jennifer Saint uns in einer vierteiligen Erzählung durch die Ereignisse vor, während und nach dem Trojanischen Krieg. Damit fügt sich diese Geschichte gut an die Lektüre von anderen mythologischen Nacherzählungen wie Song of Achilles von Madeline Miller an. Jennifer Saint wählt aber nochmal eine andere Sicht als von den Mythen gewohnt. Statt den dort bekannt gewordenen Männern begleiten wir hier abwechselnd drei Protagonistinnen. 

Da wäre zum einen die Schwester der berühmt-berüchtigten Helena genannt Klytämnestra, die mit dem König Agamemnon verheiratet ist und ihm gegenüber nach Rache sinnt. Dann noch ihre Tochter Elektra, die ihren Vater regelrecht idealisiert. Die Wahl von Mutter und Tochter sorgt dabei dafür, dass die von der Geschichte aufgeworfenen Konflikte aus beiden zum Teil auch unangenehmen Perspektiven nachvollziehbar gemacht werden können. Als Dritte im Bunde findet sich schließlich noch die trojanische Prinzessin Kassandra, die mit dem Erhalt ihrer Gabe als Orakel gleichzeitig dazu verflucht wurde, dass niemand ihren Zukunftsvisionen Glauben schenkt.

So gewählt erhält man in diesem Buch Einblicke in das Innenleben unterschiedlicher Frauen in voneinander abweichenden Lebenssituationen. Etwas verbindet sie jedoch, denn ihr Leben und ihr Schicksal wird durch die Männer in ihrem Leben kontrolliert – seien es Ehemänner, Väter oder sogar Götter.

„Aber Ihr seid eine Frau. Und Krieg ist Männersache.”

Trotz dieser Aussage haben alle drei Protagonistinnen ihre eigenen Schlachten zu schlagen, wenn sie durch die Taten anderer mit den Auswirkungen und Schrecken des Krieges konfrontiert werden. Besonders stark haben dabei meiner Meinung nach Kassandras Kapitel gewirkt. Als direkt Betroffene und Leidtragende des Krieges waren die Abschnitte, in denen man sie begleitet hat, ebenso die interessantesten. 

Auch ohne viel Vorwissen zu den Mythen bleibt die Erzählung verständlich und nachvollziehbar, einige der benötigten Hintergründe werden zu Beginn dennoch erklärt. Wenn einem die Ereignisse schon besser bekannt sind, haftet der ganzen Geschichte noch ein wunderbarer Hauch von bittersüßer Tragik an, schließlich weiß man dann schon, was die Protagonistinnen noch erwarten wird.

von Victoria Dimeo

Jennifer Saint                                     
Elektra, die hell Leuchtende
Aus dem Englischen von Simone Jakob
List Verlag 2022
368 Seiten
24,99 Euro 

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