Hinab in den Untergrund
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CW: physische und psychische Gewalt, sexuelle Traumata und toxische Beziehungen
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Dies ist die Rezension zum dritten Band von Lore Olympus. Deswegen gibt es hier einige Spoiler zu den vorherigen Bänden. Für alle, die die Reihe interessiert, gibt es zu Teil 1 und Teil 2 auch schon Rezensionen auf unserer Website.
Hades und Persephone stecken in diesem Graphic Novel zwar nicht direkt in einer Zwickmühle, es ist für sie aber gar nicht so einfach, in ihrer neuen Situation als Freunde klarzukommen. Dementsprechend verbringen die Lesenden viel Zeit mit den beiden und begleiten sie dabei, wie sie einerseits versuchen, sich voneinander fernzuhalten und andererseits die neu gesteckten Grenzen ihrer Freundschaft auszuloten. Dabei rückt die Unterwelt als Handlungsraum mehr in den Fokus. Dort wird nicht nur Persephones zukünftige Rolle als Schattenkoordinatorin angeteasert, sondern auch diverse Einblicke in die Abläufe im Reich der Toten gegeben. Ich konnte mir das Schmunzeln nicht verkneifen, als gezeigt wurde, was dort mit den Seelen beziehungsweise Schatten der Sterblichen im Untergrund passiert. Ohne schon zu viel vorwegzunehmen: Es geht um Kapitalismus!
Auch der präsentierte antik-griechische Look von Hades und Persephone hat es mir angetan. Er könnte gerne noch öfter vorkommen. Um ehrlich zu sein, gefällt er mir sogar etwas besser als ihr übliches Aussehen, da er einfach mehr die Vorstellungen zu einer Neuerzählung griechischer Mythen trifft.
Eine Atempause
Anstatt in der Story weiter vorzupreschen, lässt die Narrative es in diesem Band etwas ruhiger angehen. Auch wenn man bereits ahnt, dass es sicherlich nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Elemente der vorherigen zwei Bände werden wieder aufgegriffen. Neben ihren aufkeimenden und vielleicht sogar schon erblühten Gefühlen gegenüber Hades muss Persephone sich noch mit diversen Selbstzweifeln auseinandersetzen, wie auch den Nachwirkungen ihrer Vergewaltigung stellen. Hier ist besonders das Spektrum an dargestellten Reaktionen interessant, die so auch in der realen Welt bei Situationen wie #metoo zu beobachten sind. Es bleibt zu hoffen, dass mit der Thematik in den Folgebänden weiterhin angemessen umgegangen wird.
Trotz einiger zunächst verwirrenden Sprünge in der Chronologie, gelingt es auch in Rachel Smyth´s dritten Band von Lore Olympus, inhaltlich und visuell eine überaus schöne Geschichte zu präsentieren. Die Welt und ihre Charaktere nehmen langsam immer mehr Gestalt an und verbergen doch noch einige Geheimnisse. Besonders gespannt kann man wohl auf den überaus düsteren und mächtigen Kern sein, der in der so unschuldig wirkenden Göttin des Frühlings schlummert.
von Victoria Dimeo
Rachel Smythe
Lore Olympus Teil 3
Aus dem Englischen von Hannah Brosch
LYX 2023
384 Seiten
24,00 Euro