Kim Young-Tak – Knochensuppe 1
Kim Young-Tak – Knochensuppe 1

Kim Young-Tak – Knochensuppe 1

Ein Multi-Genre-Romander gut abgeschmeckt ist    


CW: Darstellung von Blut, Gewalt

Knochensuppe 1 ist ein erfrischender Mix aus Zeitreise-Sci-Fi, Kriminalroman und Familiendrama. Die auf den ersten Blick komplex erscheinende Geschichte ist in zwei Handlungsstränge aufgeteilt: Lee Uhwan lebt in Koreas zweitgrößter Stadt Busan im Jahr 2064. Er ist in seiner ärmlichen Lage als Küchenhilfe gefangen, denn Busan ist nach einer Naturkatastrophe zu einer strikten Zweiklassengesellschaft geworden. Als sein Chef ihm aufträgt, in die Vergangenheit, ins Jahr 2024 zu reisen, um zu lernen, wie man Knochensuppe zubereitet, nimmt er diesen gefährlichen Auftrag ohne zu zögern an. Dort erlebt Uhwan die Reise seines Lebens. Denn während er sich aneignet, wie man Knochensuppe kocht, lernt er zwei Teenager kennen, die zufällig genauso heißen, wie seine Eltern, von denen er einzig ihren Namen kennt.

Der zweite Handlungsstrang dreht sich um einen mysteriösen Mord, der ebenso im Jahr 2024 geschieht. Hinter den Morden, deren Todesursache die Ermittler*innen ratlos macht, steckt anscheinend eine Gangsterbande, die Organhandel betreibt. Wir verfolgen Ermittler Changgeun, wie er versucht, diese Morde aufzudecken, die anscheinend mit Zeitreisenden zusammenhängen.

Die Abwechslung köchelt

Der Genre-Mix des Buches ist äußerst originell und passt meiner Meinung nach wunderbar zusammen: Es wurden Krimi-Elemente in Zeitreise-Sci-Fi gemischt, dazu eine Prise Gesellschaftskritik und die Geschichte ist köstlich. 

Auf 384 abwechslungsreichen Seiten werden die verschiedenen Teile der Geschichte den Lesenden Schritt für Schritt aufgeschlüsselt. Seite für Seite taucht man tiefer in Busan ein, erkundet die Straßen sowie den Alltag von Gangsterbanden und Suppenküchen. Der Protagonist Uhwan unterstützt die Lesenden darin. Denn er ist der Charakter, dessen Gedanken wir am besten kennenlernen. Aber auch die anderen Hauptcharaktere sind komplex und lassen sich nicht in einseitige Kategorien einordnen.

Ein wenig gestört hat mich allerdings, dass der Schreibstil teilweise abgelenkt hat, da es ab und zu stilistische Unsauberkeiten gab. Meine Vermutung ist, dass das an der Übersetzung liegt, an der etwas vom Witz und der Cleverness des Stils verloren geht. Das ist bei Filmen, wie beispielsweise Train to Busan, ja ebenfalls leider der Fall.

Die kreative Geschichte ist jedoch ein Alleinstellungsmerkmal und ein spannender Auftakt der Knochensuppe-Dilogie.

von Verena Santl

Kim Young-Tak
Knochensuppe 1
Aus dem Koreanischen von Hyuk-sook Kim und Manfred Selzer
Golkonda Verlag 2023
384 Seiten  
20,00 Euro  

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert