Dem Ende geweiht
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Zoeys vorgeplantes Leben wird auf den Kopf gestellt, als in ihr Todesmagie erwacht – sie ist eine Banshee. 17 Jahre lang wurde ihr das Erbe ihrer Mutter vorausgesagt, die Gabe des Heilens. Doch sie sieht beim Sternennachtball der Everfall Academy den Tod eines Mitschülers voraus. Die Stimme in ihrem Hinterkopf, die sie nicht hätte ignorieren sollen, wird laut und der Abend verändert ihr Leben grundlegend. Mona Kasten eröffnet mit Fallen Princess eine Welt voller Nachfahr*innen von Gött*innen, in der die Schüler*innen der Akademie ihre magischen Fähigkeiten zu kontrollieren lernen, doch viel mehr Geheimnisse und Intrigen unter der Oberfläche lauern.
Schmerz, Verzweiflung und Unglauben
Zoeys Umzug in das Haus der Silver Ravens ist zuerst furchtbar für sie, muss sie doch ihr allzu schönes Leben hinter sich lassen. Sie wird selbst zur Außenseiterin, auch durch ihre angeblichen ‚Freund*innen‘. Dylan Dae Park wird ihr als Mentor zur Seite gestellt, der ihr mit ihrer neuen Magie helfen soll, mit dem sie Verteidigung übt und dem sie, trotz seiner hochgezogenen Mauer und seinem Dasein als Reaper, immer näherkommt. Er begleitet die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits und wird ebenfalls von den Mitschüler*innen aufgrund seiner Magie gemieden. Die Anziehung der beiden kommt in kurzen Momenten immer mal wieder durch, wobei der Aufdeckung des Todes des Mitschülers mehr Raum gewidmet wird. Zusammen mit ihrer neuen Mitbewohnerin Kenna, mit der sie eine aufrichtige Freundschaft beginnt und die keine Angst vor ihrer Todesmagie hat, beginnt die Suche nach der dahintersteckenden Geschichte. Murphy, ein Gestaltwandler, der ihr von Anfang an das Gefühl von Normalität gibt, ergänzt die Gruppe. Zu dritt stoßen sie auf immer mehr Indizien. Doch was haben diese mit dem Tod des Mitschülers zu tun?
„Verdammt, es war wirklich nicht leicht, über den Tod zu sprechen.“
Die Freundschaftsentwicklung ist ein Highlight in Fallen Princess, findet Zoey doch Menschen, die sie so akzeptieren, wie sie ist, die nicht hinter ihrem Rücken schlecht über sie und ihre erwachte Magie reden. In der Beziehung zu Dylan lernt sie auf ihr Inneres zu hören und nicht nur einen aufgesetzten Schein für andere zu wahren. Ihre Kraft entwickelt sich und langsam beginnt sie zu akzeptieren, was in ihr steckt. Auch wenn sie damit vollkommen von dem Weg abkommt, den ihre Mutter sie schon von klein auf entlang geschickt hat. Ihre Mutter ist mehr an ihrem Status interessiert als an den Gefühlen und Ereignissen im Leben ihrer Tochter, doch bleiben weitere Beweggründe offen.
Ungeklärte Fragen und Details des Storytellings, des Settings, der Politik des Fantasy-Romans bleiben ebenfalls weiterhin bestehen. Ergänzungen und ausgeprägtere Bestandteile wären in dieser Hinsicht wünschenswert gewesen. Hintergründige Informationen zu den Gött*innen werden vereinzelt gegeben. Der Roman liest sich angenehm, enthält Potential für eine tiefgreifendere Fantasy-Geschichte und die irische Mythologie ist superspannend, beim nächsten Band gerne mehr davon. In diesem Teil hat sich jedoch noch kein umfassendes Bild der Elemente gezeigt, sondern es wurde eher an der Oberfläche gekratzt. Die Beziehung zu Dylan entfaltet sich nachvollziehbar und macht Lust auf mehr, aber die Fantasy-Verarbeitung ist im Kern nicht getroffen.
Oberflächlichkeit und die Bewahrung des Scheins kennzeichnen Zoey vom Anfang bis zur Mitte des Buches und man möchte sie wachrütteln, dass ihre Freundschaften nur Fassade sind und keiner wirklich hinter ihr steht. Ihre Mutter scheint sie ebenfalls nur in eine Form zu pressen, die Zoey bis dahin blind akzeptiert hat. Im kommenden Band wäre eine tiefere Betrachtung der Politik und geschichtlichen Verbindungen hilfreich, damit die Fantasy-Welt tiefgängiger erkundet werden kann.
von Paula Heidenfelder
Mona Kasten
Fallen Princess
LYX 2023
432 Seiten
20,00 Euro