Brandon Sanderson – Weit über der smaragdgrünen See 
Brandon Sanderson – Weit über der smaragdgrünen See 

Brandon Sanderson – Weit über der smaragdgrünen See 

Eine Reise zu neuen Ufern 

Das Jahr 2023 wurde in manchen Lesekreisen als das „Year of Sanderson“ ausgerufen. Denn im Laufe der letzten zwölf Monate wurden monatlich die vier geheimen Buchprojekte des Autors wie auch die Merch-Boxen ausgeliefert, die er mit seinem überaus erfolgreichen Kickstarterprojekt angekündigt hatte. Mit dem Versprechen, die von ihm hinter verschlossenen Türen geschriebenen Bücher als Premium-Hardcover Versionen herauszubringen, konnte Sanderson 185.341 Unterstützer*innen und insgesamt sage und schreibe 41.754.153 $ für sich gewinnen. Weit über der smaragdgrünen See ist das erste dieser Bücher.  

Das wunderschön grün-golden gestaltete Cover wie auch die von Howard Lyon gezeichneten – hier leider nur schwarz-weiß gedruckten – Illustrationen stimmen einen schon auf dieses moderne Märchen für Erwachsene ein. Es erwarten uns Piraten, ein tierischer Gefährte, ein Drache und eine Zauberin, die es zu bezwingen gilt. Zwischen all diesen bekannt wirkenden Märchen- und Fantasy-Elementen versteckt sich dann aber auch noch eine überraschende Portion Science-Fiction, von der ich gar nicht zu viel vorwegnehmen möchte.  

Der Anker wird gelichtet 

In dieser Seefahrergeschichte begleiten wir die erfreulich nachdenklich und pragmatisch ans Werk gehende Tress. Sie ist mit ihrem Leben auf Diggenspitz ziemlich zufrieden und will diesen trostlosen Ort mit seinen verseuchten Böden und schwarz rauchenden Salzminen auch gar nicht verlassen. Doch dann ist es an ihr, ihren entführten Freund Charlie zu retten. Schließlich ist sie die Einzige, die sein Verbleib kümmert und sie könnte kaum jemand anderem mit dieser Aufgabe zur Last fallen.  

Die Rettung sollte ganz einfach sein. Wäre da nicht die winzige Kleinigkeit, dass es ihr verboten ist, ihre Heimat zu verlassen. Erschwerend kommt hinzu, dass Charlie sich in der von der Zauberin kontrollierten Mitternachtssee befindet, die wie alle Meere dieser Welt aus Bergen tödlich außerirdischer Sporen besteht. Das sollte jedoch keinerlei Problem für eine Heldin darstellen. Ungünstig nur, dass Tress diesbezüglich außergewöhnlich gewöhnlich ist. Davon lässt sie sich aber keineswegs aufhalten. 

Brandon Sanderson ist es gelungen, kreativ fesselndes Worldbuilding (ich sage nur Sporenmeer) mit nahbaren und erfrischend inklusiven Charakteren zu vermischen. Mein absoluter Favorit war dabei der Erzähler, der auch mal gerne die vierte Wand der Geschichte durchbricht und einen damit zum Schmunzeln wie auch Rätseln bringt.  
Als einzig negativen Punkt lässt sich anmerken, dass – wenn man sich nicht mit Sandersons anderen Büchern auskennt – einige Fragen zum Abschluss der Geschichte offenbleiben werden und man diverse Bezüge auf seine anderen Werke übersehen wird. Dennoch ist diese Erzählung auch alleinstehend absolut gelungen und nicht nur für Sanderson-Fans einen Blick ins Buch wert.  

von Victoria Dimeo

 

Brandon Sanderson 
Weit über der smaragdgrünen See 
Aus dem Englischen von Simon Weinert 
Piper 2023 
544 Seiten 
25,00 Euro 

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