„Wir wollten schon irgendwann undankbare und verwöhnte Snobs werden, aber das hatte noch ein paar Jahre Zeit.“
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Ilona Hartmann, bekannt durch Instagram mit ihren über 75k Follower*innen sowie ihren hoch gelobten Debütroman Land in Sicht, veröffentlicht mit klarkommen auf nur wenigen Seiten treffende Worte über die vermeintlich beste Zeit des Lebens. Die Autorin transformiert Pop und Alltag in eine leichte Sprache, die Gen Z aus der Seele spricht – und berührt.
In klarkommen zieht ein gerade erwachsen gewordenes und befreundetes Trio in die Großstadt, erhofft sich dort ein aufregendes Wechselbad der Gefühle und die Abenteuer des Lebens schlechthin. Der Höhepunkt ihrer Tage ist die Baustelle vor ihrem Fenster, daneben ist der Alltag der Ich-Erzählerin geprägt von Einsamkeit und Sehnsucht nach Ekstase. Der Plot changiert zwischen dem Hier und Jetzt und Rückblicken in die gemeinsame Zeit auf dem Dorf. Klarkommen zeichnet sich vielmehr durch Beobachtungen aus, dargestellt in kurzen Szenen, als den Inhalt an sich.
„Der Wechsel kam plötzlich, gerade noch war ich ein zusammengerissenes Kind gewesen, und nun sollte ich über Nacht ein entfesselter Teenager werden, lebendig und launisch, lustig, wild und leicht. Das dafür notwendige Werkzeug hatte ich doch schon vor Jahren am Eingang abgegeben.“
Eine Odyssee, wenn es darum geht, nach der besten Zeit seines Lebens zu suchen
Nach dem Aufbruch ins eigene Leben findet Leon seinen Freundeskreis über das Rauchen, Mounia lebt ihren Tag äußerst strukturiert, während die Ich-Erzählerin nicht aufhört, davon zu träumen, dass das aufregende Leben eines Tages oder Nachts an der Tür klopft.
Ob Leon in ihr je mehr als eine Freundin gesehen hat oder warum ihre Eltern eigentlich noch zusammenleben, obwohl sie sich nicht mehr lieben – all das schwirrt beim Warten auf das ereignisreiche Leben im Kopf der Ich-Erzählerin herum, deren Namen wir nie erfahren. Sie verpasst die vermeintliche Party und beschäftigt sich mit Fragen über Beziehungen, Bedürfnisse, Erwartungen. Neben verschimmelten Aufstrichen trifft die Protagonistin auf Frau Heiner, eine Kneipenbesitzerin, die ihr als zufällige Mentorin gratis Lebensweisheiten an die Hand gibt. Als Leon der WG schließlich den Rücken kehrt und dafür ein musikalischer Untermieter sein Zimmer bezieht, wird der letzte Funken Hoffnung auf das Leben schnell im Keim erstickt, als dieser nie auftaucht.
Bei ihrer Rückkehr in die Kleinstadt stellt die Protagonistin fest, dass sich lediglich die geliebte Tex Mex Stange um 60 Cent verteuert hat, sonst aber die Dinge beim Alten geblieben sind.
„Die Bücher, Filme, Serien und Songs haben gelogen“, zumindest was die Jugend angeht.
Ilona Hartmann kündigte ihren Roman klarkommen auf Instagram mit diesen Worten an: „klarkommen erzählt die mutige geschichte einer jungen frau die es nicht schafft in berlin auf kokain hängen zu bleiben“. Ein pointiertes Statement der jungen Autorin und Radio Fritz-Moderatorin, das nicht akkurater hätte formuliert werden können.
Ein süffisantes Coming-of-Age auf knapp 200 Seiten, mit dem Hartmann ein wohltuendes Gefühl all jenen vermittelt, die ihr eigenes Leben als ernüchternd erachten.
Vielleicht transformiert sich Gen Z also schneller zur Snob-Generation als erwartet, vielleicht ist klarkommen aber auch ein gelungener Spiegel der Realität, und wie Hartmann es selbst nennt: Entlastungsliteratur.
von Miriam Mösl
Ilona Hartmann
klarkommen
park x ullstein
192 Seiten
22,00 €