Die Ballade vom Bogenschützen und der Füchsin
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Spoilerwarnung: Die folgende Rezension zum zweiten Band der Once Upon a Broken Heart-Reihe kann mögliche Spoiler des ersten Teils enthalten. Das Lesen des vorhergehenden Buches wird dringend empfohlen. Eine Rezension zu Once Upon a Broken Heart findet sich in der Schattenseiten-Ausgabe auf Seite 28 wieder.
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Evangeline Fox kam auf der Suche nach wahrer Liebe in den Fantastischen Norden. Auf ihrer Reise stellt sich heraus, dass sie selbst viel Magisches in sich trägt, das sie vorher nur in Geschichten gelesen und gehört hat. Sie ist ein Schlüssel zur Öffnung des Valorienbogens und damit Teil einer Prophezeiung. In The Ballad of Never After, dem zweiten Band der Fantasy-Bestsellerserie Once Upon a Broken Heart, möchte die Protagonistin ihr Happy End nun selbst in die Hand nehmen und sich nicht mehr von Jacks, dem Prinzen der Herzen, manipulieren lassen. Allerdings legt sich schon bald ein neuer, tödlicher Fluch über sie, was sie erneut zur Zusammenarbeit mit Jacks treibt.
„Einer für Glück. Einer für Wahrheit. Einer für Freude. Einer für Jugend. Aber Ihr müsst vorsichtig sein. Die Steine sind mächtig und trügerisch. Und die Überlieferung …“
Evangeline möchte die Geschichte in Ordnung bringen. Das nimmt jedoch keinen gewünschten, glücklichen Ausgang. Es wartet unter anderem die fluchbelastete Geschichte des Bogenschützen und der Füchsin sowie ein Spiegelfluch auf sie. Jacks hat eben jene Flüche nicht gewirkt. Das zeigt sich darin, dass er sie zum Öffnen des Valorienbogens braucht, denn hierfür ist sie der Schlüssel. Zusammen begeben sie sich auf die Suche nach den vier fehlenden Steinen, die zu dessen Öffnung benötigt werden, und kommen sich dabei immer wieder nah. Sie erleben (verblendet) schöne Momente, besuchen märchenhafte Orte, teilen Geschichten aus der Vergangenheit miteinander, wobei sowohl bei Jacks als auch den weiteren übernatürlichen Charakteren das genaue Motiv bis zum dritten Teil des Bandes offenbleibt.
„Balladen enden niemals gut, das weiß jeder. Niemand muss erst die ganze Geschichte lesen, um zu wissen, dass der Bogenschütze Blut an den Händen hat. Öffne den Bogen, Evangeline, oder stirb, genau wie die Füchsin.“
Geschichten können im Fantastischen Norden nicht leicht erzählt werden. Sie wandeln sich, verdrehen und verschweigen die Wahrheit, sodass die Lesenden zwar mehr über die mächtigen Familien im Fantastischen Norden erfahren, doch durch den Geschichtenerzählerfluch verändern sich die Erzählungen immer leicht und man weiß nie genau, was Wirklichkeit ist. The Ballad of Never After ist wieder märchenhaft und bildnerisch erzählt, flüssig zu lesen und verzaubert das ein oder andere Mal aufgrund der erzählten Welt mit Abschnitten voller Magie und Herzschmerz – oder auch der Anziehungskraft der Hauptfiguren, die zwischen Betrug und Spannung hin und her wandelt. Evangeline reflektiert sich in diesem Teil zwar häufiger selbst, das bringt sie jedoch nicht von ihren Idealen um die wahre Liebe und das Happy End ab. Sie bleibt damit eine unzuverlässige Erzählerinstanz, die ihren Impulsen folgt und sich häufiger eigenverschuldet in größere Gefahren bringt. Von Jacks erfahren die Lesenden endlich genauere Hintergründe, die sich in der Vergangenheit abgespielt haben, jedoch immer noch das Jetzt prägen: Warum er unbedingt die Steine finden möchte und Evangelines Gefühle dabei manchmal mit Füßen tritt oder was am Ende die Manipulation der Zeit genau damit zu tun hat. Doch nichts geschieht ohne einen gewissen Preis, was den zweiten Band der Fantasy-Trilogie von Stephanie Garber mit einem fiesen Cliffhanger enden lässt.
von Paula Heidenfelder
Stephanie Garber
The Ballad of Never After (Once-Upon-A-Broken-Heart-Reihe, Band 2)
Aus dem Englischen von Diana Bürgel
cbj 2024
464 Seiten
17,00 Euro
ISBN: 978-3-570-16718-2