TiG – Die Räuber (frei nach Schiller)
TiG – Die Räuber (frei nach Schiller)

TiG – Die Räuber (frei nach Schiller)

Das TiG präsentiert: Wie man eine Räuberbande sammelt

Mit seinem großen grünen Kamin und den dunklen Holzvertäfelungen liefert der Rittersaal der Altenburg am 09. Oktober die perfekte Kulisse für die Premiere von „Die Räuber“. In einer rundum gelungenen Inszenierung von Heidi Lehnert zeigte sich einmal mehr das Können und die große künstlerische Vielfalt des Theaters im Gärtnerviertel

„Franz ist ganz schön pissed.“ – So beginnt die Erzählung der vier Moritatensänger*innen, die vom vierköpfigen Ensemble verkörpert werden. Diese spielen Friedrich Schillers Schauspiel „Die Räuber“ szenisch und mit vielen auditiven Elementen nach. Franz (Valentin Bartzsch) versucht, seinen älteren Bruder Karl (Martin Habermeyer) um dessen Platz als Erben und Nachfolger von Graf Maximilian von Moor zu bringen, indem er einen Brief seines Vaters fälscht und ihn in dessen Namen verstößt. Karl ist niedergeschmettert und wendet sich von seinem bisherigen Leben und der Gesellschaft ab. Er gründet eine Räuberbande im Stil Robin Hoods. Im Schloss setzt Franz alles daran, an die Macht zu kommen und nebenbei auch noch Karls Verlobte Amalia (Laura Mann) für sich zu gewinnen. Sein Netz aus Intrigen zieht sich immer enger und verspricht ein für Franz erfolgreiches Ende. Doch Karl erfährt von den Machenschaften seines Bruders und schwört Rache. Zusammen mit seiner Räuberbande macht er sich auf den Weg zum Schloss, wo es zum großen Showdown zwischen den Brüdern kommt.  

„Unser Geist dürstet nach Taten, unser Atem nach Freiheit.“

Die Frage nach Freiheit, Menschlichkeit und der Wertewandel in der Gesellschaft sind Themen, die bereits bei Schiller angelegt sind. Heidi Lehnerts etwas freiere Inszenierung schafft es bravourös, diese mit den aktuellen Kontroversen in Politik und Alltagsleben Deutschlands zu vereinen. Dies geschieht durch spitzfindige Kommentare der vier Moritatensänger*innen (Laura Mann, Benjamin Bochmann, Martin Habermeyer und Valentin Bartzsch), die immer wieder in das Geschehen eingreifen und damit die Wand zum Publikum und zur Realität einreißen. Dabei zeigen die Schauspielenden nicht nur ihr Geschick im ständigen Kostüm- und Rollenwechsel – denn jede*r der vier Künstler*innen hat mindestens eine Doppel- oder Dreifachrolle –, sondern sie demonstrieren auch, wie wirkungsvoll ein Stück mit wenigen äußeren Mitteln dargeboten werden kann. Die Inszenierung nutzt geschickt die Gegebenheiten des Rittersaals auf der Altenburg, eine besondere Fähigkeit des TiG, das seine Stücke an den unterschiedlichsten Orten mit immer neuen Herausforderungen aufführt. Die große Kreativität der Inszenierung zeigt sich auch in der musikalischen Umsetzung von Guido Apel. Neben kleineren Musical-Einheiten findet eine große fahrbaren Zither Verwendung, die von den Schauspielenden selbst gespielt wird. So entwickelt sich auf einer eher minimalistisch gestalteten Bühne eine so intensive Darbietung, die die Zuschauenden in Atem hält und bis zum Ende mitfiebern lässt.

Neben der spannenden, wenn auch größtenteils bekannten Handlung setzt sich das Stück mit gesellschaftlichen Problemen wie Populismus und der Gefahr der Radikalisierung auseinander. Zurecht werden Fragen gestellt wie: „Warum nicht einfach mal die Notbremse ziehen?“ und „Warum nicht einfach alles auf Anfang?“ Diese klingen noch lange im Publikum nach und lassen es nachdenklich zurück.

Erneut versteht es das Theater im Gärtnerviertel mit einer klugen und meisterhaft ausgeführten Inszenierung seine Zuschauer*innen zu begeistern, zu erschrecken und zum Nachdenken zu bringen. Ein unbedingtes Muss, nicht nur für alle Fans von Friedrich Schiller und den Theaterklassikern.

Die nächsten Aufführungen finden am 18.10., 23.10., 24.10., 25.10., 30.10. und 31.10. sowie an ausgewählten Tagen im November jeweils um 19:30 Uhr statt. Weitere Informationen zu den Spielzeiten findet ihr auf der Website des TiG unter https://www.tig-bamberg.de/termine.html.

von Lea Griesbach

v.l.n.r.: Laura Mann, Valentin Bartzsch

Foto: © Werner Lorenz

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