„Ihr habt noch nie ein Märchen gehört, solange es nicht von einer echten Fee erzählt wird.“
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Das diesjährige Weihnachtsmärchen des ETA Hoffman Theater Bamberg lockte am Samstag, dem 16. November 2024, ein begeistertes Publikum zur Großen Bühne. Vor vollem Haus wurde eine erfolgreiche Premiere eines beliebten Klassikers gezeigt, der Kinderaugen zum Strahlen brachte.
Das Märchen von Belle und dem Biest ist allseits bekannt, dennoch hält die Inszenierung von Lucy Kirkwood & Katie Mitchell einige Überraschungen parat. Zauberhaft und verschmitzt wird die Handlung von den Feen Pink (Iris Hochberger) und Cècile (Martina Dähne) präsentiert, tatkräftig unterstützt vom Insektenorchester in einer Truhe und einem Schattenspiel, um die Handlung zusammenzuhalten. Pink und Cécile verlieren dabei manchmal den Faden, haben sie doch beide unterschiedliche Interpretationen des Märchens, das sie erzählen wollen. Pink ist dabei zwar erfahren im Showbusiness, doch etwas desillusioniert; Cécile hingegen ist optimistisch, verträumt und frech.
Belle (Jeanne le Moign) ist eine Träumerin, doch aufgeweckt und erfinderisch; sie macht aus der Situation mit dem Biest das Beste. Das Biest (Pit Prager) ist typisch grummelig, sozial unbeholfen und noch sehr tief in den pubertären Höhen und Tiefen des 16-jährigen Prinzen verankert, als der es verwandelt wurde. Dennoch unternimmt es Versuche Belle für sich zu gewinnen und, neben Tanzeinlagen im Speisesaal und kleinen Lehrstunden in Astronomie, entwickelt sich zwischen ihnen eine Freundschaft.
„Wirst du mich küssen? Wirst du mich heiraten? Wirst du mich lieben?“
Mit einer Spielzeit von ca. 70 Minuten ist das Stück kindgerecht gekürzt worden, eine gewisse Modernisierung strafft die Handlung zusätzlich. Dennoch geht die Botschaft des Originals nicht verloren und verbleibt humorvoll in der Ausführung. Die Feen verwenden manchmal den „rostfreien, gehirnanzapfenden Gedankenleser (Es gibt eine App!)“, um die inneren Gedanken der Figuren im Stück und auch voneinander offenzulegen, was manchmal zu Konflikten und Konfliktlösungen führt. Die Maschine wurde selbstverständlich auch am jungen Publikum ausprobiert, was so manches Genie unter den Kindern offenbarte. Zugeschneidert auf die Zuschauenden haben die flotten Elemente des Stückes ihre Wirkung nicht verfehlt, es wurde gelacht, gejubelt und auch mal schockiert nach Luft geschnappt.
Die Kostüme (Katharina Gottschlig) nahmen im Stück fast eine eigene Rolle ein, waren sie doch farbenfroh, kreativ und auf harmonische Art bunt zusammengewürfelt, je nach Charakterzug der Figur. Die Magie der Inszenierung liegt zu gleichen Teilen in den bezaubernden Kostümen und der hingebungsvollen Darstellung durch die Schauspielenden.
Eine magische, verspielte und freche Inszenierung des Klassikers, die wundervoll in den besinnlichen Gedanken der Vorweihnachtszeit passt.
Weitere Aufführungen finden am 03. Dezember, 04. Dezember, 05. Dezember, 06. Dezember, 07. Dezember, 08. Dezember, 10. Dezember, 11. Dezember, 17. Dezember, 18. Dezember, 19. Dezember, 20. Dezember, 21. Dezember, 22. Dezember, 26. Dezember 2024 und am 08. und 09. Januar 2025 statt.
von Friederike Brückmann
Bild links (v.l.n.r.): Martina Dähne, Iris Hochberger, Bild rechts (v.l.n.r.): Pit Prager, Jeanne Le Moign
Martina Dähne
Alles Fotos: © Martin Kaufhold