Lutz Kreutzer (Hrsg.) – Schaurige Orte in Bayern
Lutz Kreutzer (Hrsg.) – Schaurige Orte in Bayern

Lutz Kreutzer (Hrsg.) – Schaurige Orte in Bayern

„Aber die Hölle gibt es ja nicht. Nur auf Erden.“

CW: Blut, sexuelle Belästigung, Suizid, Tod, Trauer

Und offensichtlich befindet sie sich in Bayern – und das sogar gleich mehrmals.  Eine Vielzahl deutscher Autor*innen liefert uns dafür in dem von Lutz Kreutzer initiierten Projekt Schaurige Orte in Bayern die Koordinaten. Leserinnen und Leser werden durch 12 verschiedene Orte Bayerns geführt – von Coburg über das Allgäu bis in den Süden zu den Berchtesgadener Alpen – und erhalten in Form von 12 fiktiven Kurzgeschichten einen Blick auf die dunkle Seite der süddeutschen Idylle. Jede Geschichte beginnt mit einem kurzen Abriss über ein bestimmtes Kulturdenkmal – sei es menschengemacht oder nicht –, um das sich eine schaurige Legende – in Gestalt eines Spuks, eines Mordes oder des Teufels selbst – rankt. Thema sind die Wallanlagen des Auerberg oder die Ruinen der Burg Wartstein in Mittelfranken, der Steinerne Mann und der Barfüßerturm in Augsburg, das Tanner Kruzifix, die Universität Würzburg, der Landshuter Viehmarktplatz, Hitlers Kehlsteinhaus, die Königliche Villa bei Regensburg, die Räuber-Heigl-Höhle bei Bad Kötzing, das Höhlensystem in Kissing und das Mausoleum von Ziegelsdorf. Die Verarbeitung durch die Autor*innen in ihren Geschichten ist vielfältig, mal wird die Form eines historischen Romans verwendet, mal werden mehrere Erzählebenen durch einen Traum aufgemacht. Bamberg mit seiner nach der „Hölle“ benannten Straße bildet den krönenden Abschluss der Geschichtsschauplätze.

WAS MACHT DAS BAYERISCHE GRAUEN AUS?

Die geschilderte Ursache des Grauens ist mal unerklärlich, mal doch der Mensch selbst. „Obacht gem“ muss man bei dem häufig verwendeten Dialekt mancher Figuren. Obwohl sich dieser natürlich perfekt in das Thema des Sammelbandes einfügt, könnte es für den ein oder anderen ebenfalls als bayerisches Grauen gelten und den Lesefluss erschweren. Bayerische „Fremdwörter“, etwa „Schlankldog“ sind aber erklärt. Mit dem Ukrainekrieg und dem Missbrauch der katholischen Kirche wurden einige aktuelle Geschehnisse eingeflochten. Insgesamt sind die Geschichten mal mehr, mal weniger spannend, aber lassen in ihrer Gesamtheit über die Kreativität bei der Verarbeitung der Legenden staunen.

von Hannah Orth

Lutz Kreutzer (Hrsg.)
Schaurige Orte in Bayern
Gmeiner 2024
281 Seiten
14,00 Euro
ISBN 978-3-8392-0642-3

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