Florian Schäfer und Elif Siebenpfeiffer – Verborgene Fabelwesen der Meere
Florian Schäfer und Elif Siebenpfeiffer – Verborgene Fabelwesen der Meere

Florian Schäfer und Elif Siebenpfeiffer – Verborgene Fabelwesen der Meere

„Es gibt noch so viele offene Fragen, so vieles zu entdecken.“

CW: Gefangenschaft, Geister, Thalassophobie, Tod

Da es sich hier um eine Rezension von Florian Schäfers zweitem Band zu Konstantin O. Bold handelt, erwarten euch kleinere Spoiler. Die Rezension zum vorherigen Band Fast verschwundene Fabelwesen findet ihr auf unserer Website.

Wir schreiben das Jahr 1865 und die Menschheit kann sich ihrer Macht gegenüber den magischen Landbewohnern gewiss sein. Nur noch die Weltmeere sind bevölkert von unbekannten und überaus gefährlichen fantastischen Wesen. Doch auch vor diesen Untiefen macht die Gier der Menschen nicht halt. Also werden neben den Walen für ihren Tran ebenso Meeresdrachen für ihr Gift und Seeschlangen für ihre Zähne gejagt.

Was aber, wenn die Vormachtstellung der Menschen ins Wanken gerät? Die Meeresspiegel steigen plötzlich an und Seeungeheuer lassen ihrer Zerstörungswut freien Lauf, indem sie auf Handelsrouten die Schiffe samt Besatzung mit sich in die aufgeschäumten Fluten ziehen.

Um den Ursprung dieser magischen Kreaturen zu ergründen, sie idealerweise sogar auszurotten oder für kriegerische Zwecke zu instrumentalisieren, sticht die Operation Bathys als militärische Erkundungsfahrt unter wissenschaftlichem Deckmantel mit dem Unterseeboot Nautilus in See.

Dieses Wunderwerk der Technik mit seinen Skaphander-Tauchanzügen ermöglicht nicht nur die Erkundung der Tiefsee, sondern ist auch geräumig genug, um ein Labor, einen Salon und eine Bibliothek unterzubringen.

Neben diversen Militärs und Wissenschaftlern ist natürlich auch wieder Konstantin O. Bold mit seinem Drachen Archibald mit von der Partie, um alle Ereignisse in seinem Reisebericht festzuhalten. Wie im ersten Band besteht dieser mit Silberfolie gestaltete Schmuckband aus einer abwechslungsreichen Mischung von Tagebucheinträgen, Zeichnungen und zusätzlichen Materialien wie Zeitungsartikeln und Notizen.

„Der Grund des Meeres wird sich uns keineswegs als sandiges Ödland öffenbaren.“

Mit dieser Aussage zum Beginn der Expedition sollte Konstantin Recht behalten. Denn in der schieren Unendlichkeit der Ozeane wird ihnen im Verlauf ihrer Reise allerlei Unglaubliches begegnen. Das Harmloseste sind noch riesige Skelette und Ruinen, die als stumme Zeugen vergangener Zeiten fungieren. Denn natürlich wimmelt es in den Meeren auch von gefährlichem und manchmal sogar untotem Leben. Im Gegensatz zum ersten Reisebericht liegt der Fokus dabei mehr auf großen und eindrucksvollen wie auch angsteinflößenden Wesen. Auch hat man viel stärker das Gefühl, in eine neue magische Welt einzutauchen, da die Tiefen der Meere und nicht „nur“ die Wälder Europas erkundet werden. Nicht die Jagd und das Einfangen von Exponaten steht im Vordergrund, sondern das Aufklären von Mysterien und die nochmalige Auseinandersetzung mit der Frage, welche Position wir als Menschen in einer Welt, in der wir eben nicht allein sind, einnehmen.

Dies gelingt nochmal wesentlich besser als im ersten Teil. Denn es ist ein Unterschied, ob ein Einhorn oder ein sehr viel menschlicheres Wesen wie eine Meerjungfrau eingesperrt wird. Was macht es aus uns, wenn für eine schaulustige Meute Nixen bei Bootsrennen als Antrieb genutzt werden? Keine einfache Frage, aber eine mit der man sich auseinandersetzen muss. Die zweiten Expedition Konstantins baut so hervorragend auf der ersten auf, und intensiviert ihre modernen Thematiken. Es bleibt abzuwarten, was das für den dritten Band rund um Konstantin O. Boldt bedeutet, den Florian Schäfer auf der Frankfurter Buchmesse für den Herbst 2025 angekündigt hat.

von Victoria Dimeo

Florian Schäfer
Verborgene Fabelwesen der Meere. Die zweite sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt
Illustrationen von Elif Siebenpfeiffer
arsedition 2024
208 Seiten
32,00 Euro
ISBN 978-3-8458-5973-6

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