LOVE STORYS IN FRANKEN
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Am 07.11.2024 hatte ich das Glück, den Erlangener Arzt und (Krimi-)Autor Johannes Wilkes bei seiner Lesung in der Gemeindebücherei Sankt Urban (www.buecherei-sturban-bamberg.de) in Bamberg zu erleben. Organisiert wurde die gesamte Veranstaltung von den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Bücherei. Der Eintritt war frei und die Einnahmen des anschließenden Bücherverkaufs kamen der Bücherei zugute.
Gleich zu Beginn seiner Lesung überraschte uns Herr Wilkes mit der Ankündigung, er werde nicht nur von seiner im Jahr 2023 erschienenen Geschichtensammlung Love Storys in Franken, sondern auch von seinem neusten Buch, dem literarischen Krimi Kommissar Goethe: Schillers Schädel (für die Rezension siehe 75. Heftausgabe) eine Kostprobe geben. Begonnen wurde jedoch fast ganz nach ursprünglichem Plan, mit den Love Storys, Kommissar Goethe folgte nach der Pause. Nicht ganz nach Plan, da der Co-Autor der Love Storys, Michael Kniess, an diesem Abend leider verhindert war. So blieb zwar der zweite Stuhl leer, jedoch nicht die Zuschauerreihen.
Nach einer Begrüßung durch die ehrenamtliche Mitarbeiterin Susanne Zimmer wurde Wilkes komplett die Bühne überlassen und er stellte eine ausgewählte Reihe von Liebesgeschichten vor: Angefangen bei einem lateinischen Militärdiplom zur Hochzeit eines Soldaten, gefunden bei einem Gleisbau zwischen Treuchtlingen und Pleinfeld, über Kaiserin Kunigunde und Kaiser Heinrich in der „Liebeshauptstadt Bamberg“, bis hin zu Walther von der Vogelweide. Die darauffolgende Pause leerte die Stuhlreihen nicht und gespannt lauschte man dem Auszug aus dem vorderen Teil des Kommissar Goethe. Wilkes wechselte bei beiden Teilen selbstständig zwischen Vorlesephasen und freiem Reden ab. In Letzteres wurden nicht nur die Zuhörer*innen durch Schätzfragen eingebunden, sondern es wurde ihnen auch eine humorvolle, von reichem Wissensschatz um die Lokalgeschichte zeugende Anekdotensammlung geboten, durch die man einiges Neues lernen und mitnehmen konnte. Da ging es etwa um das weiblicher gewordene Nürnberger Stadtwappen oder aber auch den Vorschlag zu einem Mord für einen neuen Krimi, der Wilkes selbst auf der Insel Spiekeroog unterbreitet wurde, nachdem das Hotelpersonal ihn erkannt hatte. Das Publikum ließ sich mitreißen: An Antworten auf Wilkes‘ Fragen und Auflachen fehlte es nie. Diese Resonanz war mit Sicherheit auch Wilkes‘ Auftreten geschuldet: Mit einfachsten auditiven und visuellen Mitteln behielt er die Aufmerksamkeit ständig bei sich. Mal laut, mal ganz leise, mal gestikulierend, mal ruhig. Der Spannungsgrad der vorgetragenen Geschichte entschied und Wilkes passte sich ideal an.
Auch bei dem kalten Wetter im frühen November hat es sich unbedingt gelohnt, den Weg nach oben zum Babenbergerring auf sich zu nehmen: Den Ehrenamtlichen gelang es nämlich wieder einmal, eine gemütliche, einladende Atmosphäre zu schaffen, die gemischt mit den romantischen Auszügen aus den Love Storys und den schaurigen aus Kommissar Goethe das Ganze wie eine Art Märchenstunde wirken ließ. Offensichtlich sagt auch Herrn Wilkes die Umgebung und Organisation der Gemeindebücherei immer wieder aufs Neue zu, denn er war nicht zum ersten Mal für eine Lesung dort und wird hoffentlich in Zukunft noch viele weitere Male kommen!
von Hannah Orth
Fotos: © Hannah Orth