ETA Hoffmann Theater Bamberg – Nichts von Janne Teller
ETA Hoffmann Theater Bamberg – Nichts von Janne Teller

ETA Hoffmann Theater Bamberg – Nichts von Janne Teller

„Wir fürchten uns vor den anderen. Aber am meisten fürchten wir vor uns selbst.“


CW: körperliche und psychische Gewalt, Tod, Trauma, Tierquälerei, Vergewaltigung

Am Freitag, 04. und 05. Juli 2025 präsentierte der Spielclub Jugend des ETA Hoffmann Theaters Bamberg unter der Leitung von Saskia Zink Nichts. Was im Leben wichtig ist. Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Buch der dänischen Autorin Janne Teller. Die deutsche Ausgabe erschien 2010 bei Hanser. Vierzehn junge Darstellende gingen vor buntgemischtem Publikum und sehr reduzierter Kulisse der Frage nach, was im Leben wirklich Bedeutung hat.

„Nichts bedeutet irgendetwas. Deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun.“, ruft Pierre Anthon seiner Klasse zu und verschwindet auf einen Pflaumenbaum. Seine Mitschüler*innen schenken dieser Aussage keinerlei Glauben und möchte Pierre Anthon zu beweisen, dass es Bedeutung gibt. Zuerst versuchen sie es mit sachlichen Argumenten, später mit Gewalt. Pierre Anthon fällt zwar von Pflaumenbaum, als sie ihn mit Steinen bewerfen, kehrt aber, nachdem er sich zwei Tage erholt hat, zurück. Um ihn dennoch umzustimmen, beginnen die Schüler*innen in einem stillgelegten Sägewerk einen „Berg an Bedeutung“ zu errichten. Jede*r muss dafür etwas Bedeutungsvolles abliefern. Wer „Bedeutung“ auf den Berg gelegt hat, darf bestimmen, was die nächste Person ins Sägewerk bringen soll. Die Aktion entwickelt sich rasant zu einem Rachefeldzug. Anfangs sammeln sich scheinbar harmlose Dinge wie Bücher, Kuscheltiere und grüne Sandalen. Später folgt ein (toter) Hamster, ein Kindersarg, Jesus am Kreuz, ein Gebetsteppich, ein abgeschlagener Hundekopf, Sophies Unschuld und Jan-Johanns Zeigefinger. Obwohl zwischendurch immer wieder heftig diskutiert wird, ist die Klasse gnadenlos und alle müssen abliefern, was von ihnen gefordert wurde.

Das Stück arbeitet mit zahlreichen Effekten. So werden z.B. Geräusche auf der Bühne live aufgenommen und verstärkt. Während einige dieser Mittel gut platziert und wirkungsvoll sind, lassen andere, wie der Einsatz von Schwarzlichtfarbe, das Stück überladen wirken. Das schlichte Bühnenbild und die symbolischen Requisiten bieten einen gelungenen Kontrast dazu. Besonders ansprechend hingegen war der Vortrag des Liedes Creep von Radiohead, kurz bevor Jan-Johanns rechter Zeigefinger abgeschlagen wurde. Auch streng durchchoreographierte Szenen, welche viel Synchronität und Präzision erfordern, wurden von den Jugendlichen mutig ausprobiert. Hervorzuheben ist das authentische Ringen der Schauspieler*innen um die Bedeutung. Man spürt richtig, dass sie nicht nur eine Rolle spielen. Ihnen liegt wirklich etwas daran, zu zeigen, dass das Leben bedeutungsvoll ist. Insgesamt orientiert sich das Stück stark am Buch und es werden zahlreiche Passagen zitiert. Einige Szenen und Figuren werden sinnvoll gekürzt, ohne den Handlungsverlauf zu stören oder die Gesamtwirkung zu schmälern.

Das Publikum nahm das Stück sehr unterschiedlich auf. Während einige in begeisterten Jubel ausbrachten, empfanden andere das Stück als „bedeutungslos“. Für einige Zuschauer*innen war „Nichts“ eine Schullektüre, aber das Stück erfordert keinerlei Vorkenntnis. Vielmehr gilt: Wer das Buch nicht mochte, wird vermutlich seine Meinung durch das Stück nicht ändern. Wer das Buch hingegen gern las, dem gefällt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Umsetzung des Spielclubs.

von Jasmin Fuchs

Fotos: Dominik Huß

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