Danny Boyle – 28 Years Later
Danny Boyle – 28 Years Later

Danny Boyle – 28 Years Later

28 Jahre später…

Im 3. Teil der erfolgreichen britischen Zombiereihe und damit als Fortsetzung von 28 Days Later (2002) und 28 Weeks Later (2007) erkundet 28 Years Later das postapokalyptische Großbritannien nun einmal mehr. In einer konstant spannenden, mit Action geladenen Handlung entwickelt der Film die bisherige Zombie-Epidemie mit neuartigen Zombies weiter und paart sie mit dem Coming-of-Age des 12-jährigen Spike. Unheimlich, kreativ und auch irgendwie trashy: 28 Years Later schafft es, das Genre in Stil und Zombielore auf eine neue Art und Weise auszukleiden.

Über den Damm zu den Zombies

Spike (Alfie Williams) und sein Vater Jamie (Aaron Taylor-Johnson) leben sicher mit ihrer Community auf einer Insel im postapokalyptischen Großbritannien, das seit einem Zombie-Ausbruch vor 28 Jahren unter Quarantäne steht. Die Geschichte beginnt damit, dass Spike zum ersten Mal mit seinem Vater auf das Festland geht, um dort Zombies zu jagen und nach Ressourcen zu suchen. Nachdem einiges ungeplant verläuft, entdeckt Spike ein Feuer in der Ferne. Er erfährt erst später, dass das Feuer von einem gewissen Dr. Kelson (Ralph Fiennes) stammt, der einer der „alten Ärzte“ ist. Zurück auf der sicheren Insel, und nur knapp einem Rudel Zombies entwischt, streitet sich Spike mit seinem Vater darüber und schnappt sich seine kranke Mutter Isla (Jodie Comer), um mit ihr den Arzt aufzusuchen, in der Hoffnung eine Heilung für ihre verwirrten Episoden und stärker werdenden Kopfschmerzen zu finden.

Neue Elemente in einem viel erkundeten Genre

Der Film verflicht die Genres Horror, Thriller, Komödie und Coming-of-Age zu einem kurzweiligen und spannungsgeladenen Erlebnis, das den Zombiefilm zwar nicht neu erfindet, aber trotzdem so einiges an Neuerungen zu bieten hat. So werden kreative, filmische Elemente aus dem Art Cinema mit übertriebenen Szenen, die man fast schon als Camp bezeichnen muss, verbunden.

Beispielhaft dafür ist eine Szene, in der Spike gerade völlig damit überfordert ist, einen hilflosen, gefolterten Zombie zu erschießen: Sie zeichnet sich durch abrupte, chaotische und damit Überforderung erzeugende Schnitte aus, ist aber skurrilerweise mit Rockmusik verbunden. Solche Szenen weisen eine gewisse Originalität auf und – was noch wichtiger ist – sie funktionieren.

Thematisch birgt der Film auch eine Neuerung in der Trilogie: 28 Days Later und 28 Weeks Later erkunden die Ausbeutung der Frau als Objekt für Lust und Reproduktion sowie eine (scheiternde) Militärherrschaft. 28 Years Later dagegen beschäftigt sich mit der Deglobalisierung und der Thematik der Fruchtbarkeit als Wunder des weiblichen Körpers. Aber es werden auch philosophische Fragen zum Thema Tod und Sterben diskutiert. Die Widerstandsfähigkeit der Menschen und des menschlichen Körpers, aber auch ihre Grenzen stehen damit im Vordergrund.

Dieser Fokus wird durch eine ausdrucksstarke ästhetikgeladene Sequenz deutlich, in der das vom Dichter selbst gesprochene Gedicht Boots (1903) von Rudyard Kipling als extradiegetische Audiountermalung zu hören ist, während Spike und sein Vater Jamie den Damm zum Festland überqueren. Diese Szene wird von kurz eingeblendeten Kriegsszenen, die aus Filmen und Nachrichten stammen, immer wieder unterbrochen. Mit einer solchen Verbindung wird bildgewaltig der ermüdende und repetitive Kampf gegen die Zombies gezeigt und gleichzeitig damit unterstrichen, welcher Entbehrung die Überlebenden ausgesetzt sind.

Eine sehenswerte Zombieaction

Stets mit Spannung geladen, lässt 28 Years Later den Zuschauer*innen keine Pause, denn die Gefahr der Zombies ist dauerhaft präsent. Von den „Langsamen“, bis hin zu starken „Alphas“ und schwangeren Zombiefrauen sind auch die Zombies abwechslungsreich. In Actionszenen, die sich durch schnelle, kantige – und damit Realismus erzeugende – Schnitte auszeichnen, gepaart mit dem bereits erwähnten grotesken Sound, kommen Zombieactionliebhaber*innen definitiv auf ihre Kosten! Selbst wenn man die Vorgänger-Filme nicht kennt, denn Vorwissen ist nicht unbedingt erforderlich.

28 Years Later verpasst dem Genre sowohl ästhetisch als auch im Weltenbau einen ungewöhnlichen und mutigen Neuanstrich.

von Verena Santl

Danny Boyle
28 Years Later
Deutsche Übersetzung
Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten 2025
115 min
FSK 18

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert