Brandon Sanderson – Yumi and the Nightmare Painter
Brandon Sanderson – Yumi and the Nightmare Painter

Brandon Sanderson – Yumi and the Nightmare Painter

„Doch jede Kunst ist bedeutungslos ohne ihre Betrachter. Ihr allein könnt nicht entscheiden, was Kunst ist. Aber wir zusammen können es.“

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Zwei Welten und zwei Figuren, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

In der Stadt Kilahito herrscht ewige Dunkelheit, die nur von leuchtenden Hion-Leitungen durchbrochen wird. Durch den Schleier aus tiefer Finsternis, der die Stadt umschließt, treten immer wieder Albträume hervor, die versuchen, eine korporale Form zu erlangen. 

Nikaro ist einer der hier arbeitenden Maler, dessen Aufgabe es ist, die Albträume durch das Anfertigen von Gemälden in eine ungefährliche Form zu bannen. Er ist gezwungener Einzelgänger und redet sich ein, dass er damit zufrieden ist. Sein Leben verläuft ohne Ziel, ohne Ambitionen, aber dafür voller Selbstmitleid.

Yumi hingegen lebt im Königreich Torio. Dies ist ein Ort voller strahlenden Sonnenscheins, brütender Hitze und Pflanzen, die auf thermischen Strömungen fliegen. Sie ist die Yoki Hijo, ein Mädchen, das mit ihrem künstlerischen Stapeln von Steinen Urgeister heraufbeschwören kann, die dann die Form von praktischen Alltagsgegenständen, wie etwa Gleitern oder Lampen, annehmen. Ihr ganzes Leben ist von Ritualen bestimmt. Keinen Moment ihres Tages ist sie allein und sie opfert sich mit ihrer Arbeit kontinuierlich für ihr Volk. Allein der Gedanke an eigene Wünsche bereitet ihr schon Schuldgefühle.

Durch einen geisterhaften Platztausch werden Yumi und Nikaro zusammengebracht und müssen herausfinden, was sie in dieser Situation jetzt überhaupt tun sollen. Dabei kommen sie auch einander näher.

Ein kleines Kunstwerk

Das Dritte von Brandon Sandersons Secret Projects ist nicht ohne Grund sein Lieblingsprojekt in dieser Reihe geworden. Er hat eine wunderschön gefühlvolle Geschichte geschaffen, in der Charaktere nicht nur ihre Traumata überwinden können, sondern in der auch die Frage um die Bedeutung von Kunst verhandelt wird.

Besonders gelungen ist dabei der auktorial anmutende Erzähler, der im Verlauf der Geschichte immer wieder deutlich hervortritt. Er fachsimpelt darüber, wie er die Sprache von Niharo und Yumi am besten übersetzen kann und seine humoristischen Interpretationen der Geschehnisse und Kommentare sind immer wieder willkommen. So beschreibt er Yumis kunstvolles Steinstapeln als „geologische Umstrukturierungen im Mikrobereich, die ein akutes Verständnis des Gravitationsgleichgewichts voraussetzt“ und bezeichnet Niharo als einen „Schädlingsbekämpfer mit Kunstschulabschluss.“

Das Buch selbst ist dabei auch ein kleines Kunstwerk geworden und präsentiert diverse kunstvoll farbige Illustrationen, die die Wirkung der emotionalen Momente verstärken. In ihrem Stil erkennt man stark die Inspirationen, die Brandon Sanderson für diese Geschichte aus dem historischen Korea und dem modernen Japan gezogen hat.

Wer nach einer witzig gehaltenen Liebesgeschichte sucht, die sich dennoch nicht scheut in emotional kompliziertere Themen abzutauchen, ist hier genau richtig.

von Victoria Dimeo 

Brandon Sanderson
Yumi and the Nightmare Painter
Übersetzt aus dem Englischen von Paula Telge
Illustriert von Aliya Chen
Knaur 2025
480 Seiten 
26,00 Euro  
ISBN 978-3-426-56284-0

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