Lesungsbericht Z-Bau Svea Mausolf Image
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Ich habe schon früh gemerkt, dass man durch Humor die ein oder andere Süßigkeit mehr bekommt.“

Im Rahmen der Reihe Gegenwartsliteratur im Z-Bau in Nürnberg las Svea Mausolf am 22. Juli aus ihrem Debütroman Image. Präsentiert wurde die Veranstaltung durch eine Kooperation des Z-Baus, der Buchhandlung Jakob sowie der Lesereihe Übermut & Zärtlichkeit.

„Du drehst mir einen Strick aus dem roten Faden“

Den Anfang der Veranstaltung macht Lilian Robl, eine der Autor*innen von Übermut & Zärtlichkeit, der Lesereihe für Introvertierte, als „literarische Vorband“. Ihr Text verhandelt vor dem Hintergrund einer Trennung die Machtverhältnisse von Sprache. Ihr kunstvolles Vermögen, mit Sprache umzugehen, sie zu formen und wieder zerfließen zu lassen, wird direkt deutlich. Wie schön, im Rahmen der Lesungsreihe im Z-Bau, auch weitere Autor*innen kennenlernen zu können!

Memes, bei denen jede Slide die vorherige übertrumpft

Svea Mausolf, @sveamaus auf Instagram, verhandelt Sexismus, Boomer-Mentalität, Heteronormativität, toxische Männlichkeit und das Aufwachsen im Kleinbürgertum der 2000er Jahren auf so bitterbös witzige Art, dass man sich beim Swipen durch die Slides oft genug denkt: „argh, it hits too close to home“. Die Queen of Meme wechselte nun von ihrem Kurzform-Content ins Langformformat und legte bei Gutkind ihren ersten Roman vor. Die behandelten Themen sind ähnlich, die kluge Satire bleibt bestehen, auch wenn die Überzeichnungen der Figuren und das absolute Ausreizen von Ekel als Stilmittel in manchen Besprechungen verkannt werden. Die vollständige Rezension des Romans folgt in Kürze in unserer neuen Ausgabe. So viel sei an dieser Stelle zum Inhalt verraten:

„Jede Bahnfahrt könnte ein Roman sein“

Protagonistin Peggy Brinkmann wird mit Ende 30 endgültig der Geldhahn von ihren Eltern zugedreht und sie muss sich notgedrungen einen Mitbewohner suchen, um die Miete zu stemmen: Auftritt Martin; ein „heterosexueller Lustmolch […], der seine Fingernägel lackiert, sie überall reinzustecken versucht und manchmal so tut, als würde er weinen. Das zieht immer. Das lieben die Frauen.“ Peggys Abneigung gegen ihn als Person sowie gegen seine Versinnbildlichung ihrer Lebenssituation ist vorprogrammiert. Als sich auch noch ihre langjährige Freundin von ihr trennt und sie von ihrer Mutter – deren letzter Anruf für Peggy einen Aufenthalt in der Tagesklinik zur Folge hatte – zur Verlobungsfeier ihrer Christfluencer-Schwester ins Elternhaus zitiert wird, spitzt sich die Lage zu. Image ist französisch für Spiegelbild und steht für den Spiegel, den die Autorin (mit) ihren Figuren (den Leser*innen) vorhält, und ist gleichzeitig auch der Name der Kneipe, in der Peggy aufgelöst auf Kellnerin Veronique trifft und die Geschehnisse ihren Lauf nehmen.

„Was macht deinen unvergleichlichen Humor aus?“ „Trauma.“ (lacht)

Unter der herzlichen Moderation von Lisa Neher aus der Buchhandlung Jakob gibt Mausolf drei Stellen aus der Endszene von Image zum Besten. Eingebettet sind die Kostproben des Romans in ein begleitendes Gespräch. Mit ihrem schlagfertigen Humor gewinnt Mausolf das Publikum sofort für sich. Das Interview bietet spannende Einblicke in den Schreibprozess, aber auch in ihre Arbeit auf Instagram. Besonders eindrücklich ist die Klarstellung, dass es sich bei dem Plot darum, wie es der Romanfigur Martin ergeht, sich nicht um eine Rachefantasie handelt. Selbst wenn sich Autorinnen an einem solchen Charaktertypus abarbeiten und ihm Gewalt widerfahren lassen, ist das keineswegs dasselbe, wie wenn es umgekehrt wäre. Hinzu kommt die Dimension, dass Frauen strukturell vulnerabler gegenüber männlicher Gewalt sind.

Obwohl der Roman primär von seinen Beschreibungen statt den Dialogen lebt, funktioniert er vorgetragen sehr gut. Mausolfs sympathische Art, die sich auch dadurch auszeichnet, dass sie beim Vorlesen auch mal selbst lachen muss, lockert auf und auch das Publikum bricht immer wieder an den Pointen, für die Mausolf manchmal nur einen Halbsatz braucht, in amüsiertes Lachen aus.

Auf den anhaltenden Applaus des Publikums folgte ein Andrang am Verkaufsstand der Buchhandlung Jakob und am Signiertisch der Autorin. Ein gelungener Abend, vollendet mit dem Teaser, dass der Zweitling in Aussicht steht!

Die Lesungsreihe im Z-Bau geht am 19. August weiter mit Carla Kaspari und Das Ende ist beruhigend – am 9. September liest Annegret Liepold aus Unter Grund bei schönster Kulisse im Biergarten des Nürnberger Z-Baus.

Selbstredend, eine Empfehlung für das Lesungsformat im Z-Bau, für Image und für das Erleben der Autorin auf einer Lesung! Zu letzterem gibt es am 16. August auf dem Sommerfestival auf Kampnagel in Hamburg die Möglichkeit.

von Michaela Minder

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