Mord statt Moin
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CW: Mord
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Das beschauliche Ostfriesland ist Schauplatz von Klaus-Peter Wolfs Krimi Der Weihnachtsmannkiller, dem ersten Band der gleichnamigen Buchreihe. Ein Ort der Ruhe und des Friedens, besonders zur Weihnachtszeit. Hier passiert nie irgendetwas. Morde gehören in Großstädte und fast könnte man denken, die Polizeiinspektion wäre überflüssig. Diese nimmt auch das Verschwinden von Hermann Volks nicht ernst, welches seine Frau meldet. Frau Volks erklärt ihn bereits für tot, Hauptkommissar Rupert vermutet nur eine Affäre.
Doch die Polizistin Ann-Kathrin Klaasen glaubt ihr und erkennt ein Muster: Alle verschwundenen Männer haben bei der ein oder anderen Gelegenheit den Weihnachtsmann gespielt. Offenbar handelt es sich bei dem Mörder um jemanden, dem bei dem Wort „Weihnachten“ schlecht wird. Oder um jemanden, der nicht will, dass Männer, die heimlich Bordelle aufsuchen oder Witze auf Kosten homosexueller Menschen machen, den Weihnachtsmann spielen dürfen.
Alles trifft auf Tobias Henner zu. Dieser wird sehr früh in der Geschichte als der Mörder enthüllt, der gern nach seinen Morden Fischstäbchen isst. Und er fängt gerade erst an, denn er hat eine Liste. Auf der auch Ann-Kathrin Klaasen steht…
„Ihm gefiel der Gedanke, dass die Touristen sich Fisch- und Krabbenbrötchen reinzogen, ohne zu ahnen, dass sie im Grunde einen verlogenen Weihnachtsmann zweitverwerteten.“
Leser*innen bekommen von Wolf eine Art Cosy Mystery geboten, die einer sehr skurrilen Kausalkette folgt und damit einige Überraschungen, wenn auch nicht schockierende Plottwists, bereithält. Abgesehen von der Gefühlskälte Henners beim Mord ist kaum Ernstes darin zu finden: Wenn beispielsweise Rupert vor den Kolleginnen ständig (ungeschickt) angeben will oder nach einem durchzechten Abend mit dem Rad im Gebüsch neben der Kneipe landet. Außerdem werden einige Klischees bedient, zum Beispiel, dass der Mörder Death Metal hört. Ebenfalls humorvoll liest sich das immer wieder aufs Korn genommene und mit einem Augenzwinkern zu verstehende Spießertum des Ortes, beispielsweise in Form der Feinrippunterhemden der Männer. Eingestreut in das Ganze sind außerdem regionale Eigenheiten, wie die ostfriesische Bezeichnung „Klaaskerl“ für den Lebkuchenmann. Durch diese Mischung aus Skurrilität und Spießertum bietet Wolf eine unterhaltsame und sehr kurzweilige Geschichte.
Wen bereits jetzt schon die Sorge plagt, was er zu Weihnachten schenken soll, dem könnte mit diesem Krimi Abhilfe geschaffen werden.
von Hannah Orth

Klaus-Peter Wolf
Der Weihnachtsmannkiller
FISCHER Taschenbuch 2023
256 Seiten
15,00 Euro
ISBN 978-3-596-70862-8