Stille Wasser sind tief. Stille Wüsten sind weit.
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CW: Blut, Misogynie, Mord, physische Gewalt, Tod
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Juan Oleas Bitter Gold (Originaltitel: Oro Amargo) ist ein bildgewaltiger Neo-Western, der die staubige Trostlosigkeit der Atacama-Wüste in ein atmosphärisch dichtes Drama verwandelt. Authentisch und kompromisslos erzählt, entwickelt der Film seine Kraft sowohl aus den intensiven Bildern als auch aus einer Geschichte, die weit mehr als ein klassisches „Goldgräber-Abenteuer“ ist.
Im Zentrum steht die junge Carola (Katalina Sánchez), die mit ihrem Vater Pacífico (Francisco Melo) in einer abgelegenen Hütte lebt. Er betreibt eine kleine illegale Mine – Kupfer und Gold sind hier die letzte Hoffnung auf Wohlstand für das Vater-Tochter-Duo. Während Carola von einem Leben in der Ferne träumt, hofft ihr Vater verbissen darauf, in einer letzten Mine den nächsten großen Fund zu machen. Doch dieser Traum stellt sich schnell als erfolglos heraus.
Als Carolas Vater bei einem gewalttätigen Zwischenfall schwer verletzt wird, liegt es schließlich an ihr, die Mine, die Pirquineros (= Bezeichnung für Kleinbergleute bzw. Schürfer in Chile) und letztlich die ganze Situation zu managen. Sie kocht nicht mehr nur für die Männer, sondern organisiert eigenhändig den ganzen Betrieb und behauptet sich gegen die Herablassung der ausschließlich männlichen Minenarbeiter. „Tut mir leid, Fräulein, aber für Mädchen ist das nichts“, heißt es an einer Stelle – eine Haltung, der Carola mit Zähigkeit und Mut entgegentritt. Im Gegensatz dazu drängt ihr Vater sie: „Tut mir leid, Liebes. Du musst das machen.“ – ein Satz, der wiederum wie ein Mantra durch die Gänze des Films hallt.
„Dem Gold folgt stets der Teufel“
Bitter Gold ist ein Coming-of-Age-Drama im Gewand eines Westerns. Carola ist gezwungen, viel zu früh erwachsen zu werden, und wächst in einer Welt voller Blut, Gewalt und Misogynie über sich hinaus. Ihr Weg ist ein düsterer „Roadtrip“ durch die Wüste, auf dem sie sich gegen die Erwartungen der Männerwelt behaupten muss. Stark ist auch die Symbolik: Die Kugel, die aus dem Bein des Vaters entfernt wird, wirkt wie ein „Goldschatz“; das Gold selbst ist nie nur glänzend, sondern immer auch bitter. „Dem Gold folgt stets der Teufel“, heißt es an einer anderen Stelle, und genau diese Ambivalenz durchzieht den Film.
Die Kamera von Sergio Armstrong schafft es, die scheinbare Leere der Atacama in etwas Lebendiges zu verwandeln. Die Landschaftsaufnahmen – von weiten Panoramen über feine Detailstudien bis hin zu spektakulären Drohnenshots von oben – machen die Wüste selbst zur Protagonistin. Trotz eines einzigen Hauptschauplatzes wirkt der Film vielseitig und facettenreich. Besonders eindrucksvoll sind die Nachtaufnahmen: mit Helmlampen, tiefen Schatten und punktuellem Licht wird aus der Dunkelheit eine Bühne für den inneren sowie äußeren Kampf der Charaktere.
„Wenn es Gold ist, schmeckt es immer etwas bitter.“
Die Stimmung ist roh, manchmal brutal – nichts für schwache Nerven. Tod, Blut und Gewalt sind Teil der Realität, die Carola umgibt. Gleichzeitig liegt über allem eine stille, beinahe poetische Schwere. Der Soundtrack fügt sich dabei perfekt in die Bilder ein und unterstreicht die Stimmung, ohne sie zu erdrücken.
Allgemein ist Bitter Gold gewiss kein leichter Film, sondern eine intensive Erfahrung – atmosphärisch, bildgewaltig und schonungslos authentisch. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die viel zu früh Verantwortung übernehmen muss und deren Stärke gerade in der Härte ihrer Umgebung sichtbar wird. Ein Film über Familienbande, Träume und die bittere Wahrheit des Goldrauschs bzw. Kupferschürfens – und darüber, dass manche Schätze, so glänzend sie auch scheinen mögen, am Ende immer einen bitteren Beigeschmack haben.
Die nächsten Vorstellungen finden jeweils vom 23.-25.08. um 19 Uhr sowie vom 28.-31.08. um 16:30 bzw. 16:45 Uhr im Lichtspiel in Bamberg statt. Es handelt sich bei allen Vorstellungen um die deutsche Synchronisation mit Ausnahme der Vorstellung am 24.08. um 19:00 Uhr, bei welcher der Film in der spanischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt wird.
von Kristina Steiner

Juan Francisco Olea
Bitter Gold
Deutsche Synchronisation
Chile, Uruguay, Mexiko und Deutschland 2024
83 min
FSK 12









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