ETA Hoffmann Theater Bamberg – Das letzte Bier
ETA Hoffmann Theater Bamberg – Das letzte Bier

ETA Hoffmann Theater Bamberg – Das letzte Bier

„Du kannst Bier brauen, ich kann Bier trinken. Mehr braucht die Menschheit nicht.“

CW: Alkohol, Krankheiten, Tod, Trauer, Weltuntergang

Nach dem Spiegelbestseller Gebrauchsanweisung für Bier von Jaroslav Rudiš folgt nun sein eigens für Bamberg kreiertes Stück Das letzte Bier unter der Regie von Tim Egloff.

„Bier ist mindestens ambivalent.“ So heißt es in der Audioeinführung und beschreibt treffend den Kern des Stücks. Ambivalent ist auch die lebenslange Freundschaft zwischen Josef (Eric Wehlan) und Karl (Daniel Seniuk), welche nicht nur vom Bier zusammengehalten wurde, sondern auch von der Braumeisterin Marie. Doch nun ist sie verschwunden und die beiden Herren bleiben allein mit dem letzten Bier zurück – seit zehn Tagen, zehn Monaten oder zehn Jahren, wer weiß das schon.

„Vielleicht geschieht es gerade jetzt und wir kriegen es gar nicht mit. Hoffnung gibt es immer.“

Im gut gefüllten Studio saß das Geschlechtergemischte, im Alter fortgeschrittene Publikum am 21.09.2025 vor der gelben Kulisse mit Bushaltestellenoptik, welche von Jeremias Böttcher gestaltet wurde. Bereits zum Einlass befanden sich die beiden Schauspieler auf der schrägen Bühne und verließen diese während der 75-minütigen Inszenierung nicht ein einziges Mal. Seniuk und Wehlan gelang es exzellent die Spannung permanent zu halten und sie überzeugten mit abwechslungsreicher Mimik und Gestik. Die Möglichkeiten der schlichten Kulisse nutzten sie voll aus und trotzten der ausgestorbenen Welt mit Situationskomik und schwarzem Humor, welcher mit reichlich Lachen vom Publikum quittiert wurde.

In ihren Monologen philosophieren Josef und Karl über die großen Fragen der Menschheit: Warum sind wir hier und was kommt danach? Oft sprachen sie übereinander statt miteinander und immer ein wenig aneinander vorbei. Statt sich an weltbewegenden Erklärungen zu versuchen, übten sie sich darin, über ihre eigenen Gefühle zu sprechen und scheiterten immer wieder daran, einander aufrichtig zuzuhören, weil jeder am liebsten sich selbst reden hört – Karl über das Meer und Josef über Wisente (eine Bison-Art).

„Niemand fragt dich, wie es dir geht. Niemand interessiert sich für dein Herz, deinen Kopf und deine Leber.“

Dem Stück gelang es, Alltägliches einzufangen und interessant darzustellen, indem das scheinbar „Normale“ absurd und surreal dargeboten wurde. Durch den Wechsel zwischen leisen, intimen Momenten und großen Gesten schreiender Wut wirkte das Stück kurzweilig und trotzdem lernt man die beiden Figuren intensiv kennen. Charakterlos hingegen bleibt Marie, in die sich beide beim Tanzen in einem Prager Club verliebten.

Überzeugend ist besonders der sparsame, aber sehr passende Einsatz von Hintergrundmusik. Ungewöhnliche Effekte werden auch durch Projektionen von Tierbildern auf der runden Bühnenrückseite erzeugt.

Das Stück ist für alle zu empfehlen, die schauspielerische Exzellenz einer Materialschlacht vorziehen und die bereit sind, sich auf absurde, zum Teil philosophische und apokalyptische, immer aber ambivalente Überlegungen und Dialoge einzulassen – ganz nach dem Motto: Bier an, Gehirn aus.

Weitere Termine: 26.09., 27.09., 08., 09.10, 10.10, 11.10, 12.10., 29.10., 30.10., 31.10.

von Jasmin Fuchs

(Fotos: Marian Lenhard)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert