„Je weniger man vorher über das Stück weiß, desto besser.“
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CW: Gewalt, Suizidalität, Tierversuche, Tod, Zensur
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Keine Regie, keine Proben, kein Bühnenbild – in Weißes Kaninchen, rotes Kaninchen von Nassim Soleimanpour wird genau dieses Experiment gewagt. Zahlreiche Schauspieler*innen haben sich in über 50 Ländern bereits dieser Aufgabe gestellt. Am 12.11.2025 performte die Schauspieldirektorin Lene Grösch den unbekannten Text als erste von vier Nürnberger*innen.
„Haben Sie alles getan, was ich wollte?“
Ein Tisch, ein Stuhl, zwei Wassergläser, ein rosa Flamingo, eine Malerleiter und eine unwissende Schauspielerin – eine schlichte Materialliste für ein ungewöhnliches Theaterstück über Macht, Manipulation und gesellschaftliche Verantwortung. 148 Zuschauer*innen versammelten sich am 12.11.2025 für die Premiere im Nürnberger Staatstheater.
Der Chefdramaturg Harald Wolff übergab Grösch zu Beginn den versiegelten Umschlag mit dem Skript. Sie öffnete diesen und begann den vorliegenden Text vorzulesen, welcher als Mischung aus Fabel und politischem Essay charakterisiert werden kann. Er spielt mit verschiedenen Zeitebenen und Rollen. Nassim Soleimanpour kommentiert durch die Schauspieler*in sein eigenes Stück, ohne zu wissen, wie dessen Aufführung aussieht und erzählt von seiner eigenen Situation, die wiederum für das Publikum unsichtbar ist.
„Ich werde zwischen den Zeilen zurückbleiben. Das ist der beste Ort für einen Autor in meiner Situation.“
Grösch improvisierte den Text mit großer Hingabe, sodass unterschiedliche Gefühle intensiv spürbar wurden. Sie überzeugte durch ihre ausgezeichnete Lesekompetenz und gezielte Interaktion mit dem Publikum. Ein besonderes Highlight war ihr Vogel-Strauß-Tanz.
Weißes Kaninchen, rotes Kaninchen bietet einen einzigartigen Theaterabend, der für alle zu empfehlen ist, die experimentelle Stücke mögen und bereit sind, sich komplett überraschen zu lassen. Das Stück bietet wertvolle Denkanlässe über gesellschaftliche Verantwortung und die Bedeutung des (Nicht-)Mitmachens.
von Jasmin Fuchs
Weitere Termine: 06.12.2025 (Nürnberger Choreografin Susanna Curtis), 09.01.2026 (Autor Ewald Arenz) und 23.05.2026 (Glitzerqueen Roxy Rued) jeweils 19:30 Uhr