Thomas Härry – Sterne leuchten nachts
Thomas Härry – Sterne leuchten nachts

Thomas Härry – Sterne leuchten nachts

Kann man Gott im Leiden lieben lernen?

Dieser Frage widmet sich der bekannte christliche Autor Thomas Härry in seinem Sachbuch Sterne leuchten nachts, welches bereits 2016 erschien und 2025 eine neue Gestaltung erhielt. Härrys Anspruch ist dabei nicht, die Frage „Warum lässt Gott Leid zu?“ zu klären, sondern vielmehr Impulse zu liefern, um in herausfordernden Zeiten weiter an Gott festzuhalten. Härry ist sich sicher, dass es mitten im Leid Hoffnung gibt und illustriert diese These mit unterschiedlichen Beispielen. Diese stammen teils aus seinem eigenen Leben, zum Großteil jedoch aus dem Leben von Menschen, denen er durch seine Tätigkeit als Pastor und Seelsorger begegnet ist.

„Gott lässt uns nicht in die Karten blicken. Er ist souverän. Ist nicht verpflichtet, uns alles Geschehene nachvollziehbar zu machen. Dieser nahe Gott, der sich uns so väterlich schenkt – er bleibt uns manchmal fremd und unfassbar.“

Härry gelingt es, die dunkle Seite Gottes ernst zu nehmen, statt seine Leser*innen mit vorschnellen Erklärungen zu trösten. Er ringt um Erkenntnis und hält es aus, nicht alles zu verstehen. Dabei beweist er große Empathie und theologisches Feingespür. Seine ausgewogenen Darstellungen bieten echten Trost, gerade weil sie die Ambivalenz nicht auflösen, sondern aushalten. Dabei verweist er immer wieder darauf, dass er diese Haltung von Menschen gelernt hat, die ihm Einblicke in ihren Leidensweg geschenkt haben.

„Sie haben die Unbeholfenheit der anderen ausgehalten. Sie haben Tränen gezeigt. Sie trauten sich hilflos zu sein. Ließen für sich beten. Für mich sind sie gerade deshalb Helden, weil sie den Mut hatten, offen zu ihrer Schwachheit zu stehen.“

Härrys Buch enthält zweierlei praktische Perspektiven: Tipps für den Umgang mit dem eigenen und dem fremden Leid. Dadurch gelingt es ihm, mehrere Personengruppen gezielt in den Blick zu nehmen und ihnen gleichermaßen gerecht zu werden. Anhand der Hiobsgeschichte zeigt er deutlich, wie groß die Gefahr ist, etwas Hilfreiches tun zu wollen und daran krachend zu scheitern. Damit die Leser*innen nicht die gleichen Fehler machen wie Hiobs Freunde, empfiehlt er zuvorderst, Spontanreaktionen zu widerstehen und stattdessen einfach da zu sein, zuzuhören und das Maß des Leidens des Gegenübers als einzigartig und unverwechselbar anzuerkennen.

„Wenn ich […] von der formativen Kraft des Leidens schreibe, dann nicht um zu sagen, welcher Sinn im Leiden liegt. Ich tue es, um uns daran zu erinnern, dass selbst in sinnlos erscheinendem Leiden Heilsames geschehen kann.“

Durch die klare Struktur fällt es leicht, den Gedanken des Autors zu folgen. Als besonders hilfreich erweist sich dabei auch, dass er fromme Deutungsansätze kritisch beleuchtet und gängige Erklärungsmuster konsequent reflektiert. Insgesamt ist das Buch zu empfehlen, auch wenn es mit seinen Büchern zu gesunder Führung und reifem Handeln nicht mithalten kann.

von Jasmin Fuchs

Thomas Härry
Sterne leuchten nachts
R. Brockhaus 2025
128 Seiten
14,95 Euro
ISBN 99783417010497

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