Elizabeth Buchan – Das Museum der unerfüllten Versprechen
Elizabeth Buchan – Das Museum der unerfüllten Versprechen

Elizabeth Buchan – Das Museum der unerfüllten Versprechen

Hinter dem Eisernen Vorhang

„Wenn du die Freiheit des Denkens aufgibst, dann löst sich dein tatsächliches Sein Tropfen für Tropfen auf.“

Mitten in Paris betreibt Laure ein Museum der unerfüllten Versprechen und verleiht zahlreichen Geschichten einen Platz für die Ewigkeit. Ihre eigenen Dämonen der Vergangenheit sind dennoch omnipräsent und werden von der neugierigen Journalistin May Stück für Stück freigelegt. Denn was Laure damals hinter dem Eisernen Vorhang passierte, hatte sich in ihre Seele gebrannt. Schnell wird Laure am eigenen Leib bewusst, dass ihre Freiheit und ihr Vertrauen alles ist, wonach sich der kommunistische Staat verzehrt und was sie mit all ihrer Kraft verteidigen muss.

Das Museum der unerfüllten Versprechen erzählt die Geschichte von Laure auf drei verschiedenen Zeitebenen. Im Paris der Gegenwart ist sie eine fast schon emotionslose Frau, die schwer durch ihre Vergangenheit gezeichnet wurde. Dennoch schafft sie es, ein bemerkenswertes Museum am Laufen zu halten und anderen Menschen Trost zu spenden, die vom Leben ebenfalls enttäuscht worden sind. Das Prag im Jahr 1986 zeigt eine zwanzigjährige Laure, die naiv die Freiheiten des Westens genießt und in eine völlig andere Welt gerät, nachdem ihr Arbeitgeber Petr sie als Au-pair mit in seine Heimat nimmt. Später folgen Szenen aus Berlin kurz nach dem Mauerfall, die die Geschichte zwischen Petr und Laure nochmal aufarbeiten und fast als kleine Geschichtsstunde dienen.

Der Schreibstil der Autorin Elizabeth Buchan ist flüssig und beschreibt die verschiedenen Zeiten und Hauptstädte detailliert. Mit jeder Beschreibung erfährt der:die Leser:in ein anderes Gefühl und so nimmt man das Paris von heute völlig anders wahr als die engen Gassen von Prag oder die Ausgelassen- und Kaputtheit der deutschen Metropole Berlin.

Die Charaktere sind jedoch das, was den Roman ausmachen. Die Mitglieder der Band Anatomie, allen voran Tomas, und die Marionettenspieler des kleinen Theaters leben in einer Zeit, in der jeder ein Spitzel sein könnte, und in der sie jeden Tag Angst um ihre Existenz haben müssen. Laure wird durch die Bekanntschaft und ihre Liebe zum Regimekritiker Tomas von einem naiven Mädchen zu einer mutigen Frau, die den Schritt einer Flucht wagt – und scheitert. Das wird zu Beginn bereits festgestellt. Viel essenzieller ist das „Warum“, welches Laure nicht loslässt. Ihr Arbeitsgeber Petr spielt dabei als Staatsanhänger eine wichtige Rolle und ist die interessanteste Figur des Buches. Gespalten zwischen der sich anbahnenden Liebe zu seinem Au-pair und seiner Staatstreue, verliert er sich zwischen dem Richtig und Falsch, um Laure und gleichzeitig seine Familie vor dem zu schützen, was er verehrt.

Das Museum der unerfüllten Versprechen ist ein unerfülltes Versprechen. Es spielt an sich keine Rolle und dient nur als Aufhänger dazu, dass May ein Interview führen möchte. Die Erzählungen aus der Vergangenheit machen mit ihren geschichtsträchtigen Handlungen sowie der Liebe zum Menschsein und der Freiheit das Buch zu etwas ganz Besonderem. Somit ist das gebrochene Versprechen ganz schnell vergessen.

von Celine Buschbeck

Elizabeth Buchan
Das Museum der unerfüllten Versprechen
Aus dem Englischen von Alexandra Baisch
Piper 2020
480 Seiten
20 Euro

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