„Sprache ist ein Weg zurück ins Leben“
—
Matt Haig erzählt in seinem Werk The Comfort Book – Gedanken, die mir Hoffnung machen ein tiefgründiges Potpourri aus Kurztexten, die in Lebenskrisen an die eigene Kraft appellieren und an das Wesentliche des Menschseins erinnern. Die vielfältige Mischung aus Zitaten, Selbstreflexionen, philosophischen Impulsen sowie Musik- und Buchempfehlungen formt eine Struktur, welche auf den ersten Blick so „chaotisch wie das Leben selbst“ erscheint. Basierend auf Selbsterfahrungen mit Depressionen und Panikattacken, nennt der Autor im Vorwort das „Verbundensein“ als Kernthema und inhaltliche Klammer des Buchs – ein Gefühl, nach dem sich Menschen in ausweglosen Situationen sehnen.
„Strebe danach, du selbst zu sein“
Im Großen und Ganzen fokussiert sich Matt Haig in seinen Textpassagen auf den inneren, angeborenen Wert des Menschen, den es für die Lesenden zu erkennen gilt und deren Verknüpfung mit von außen auferlegten Leistungsansprüchen gelöst werden soll. Der Schriftsteller ermutigt dazu, Bedürfnisse, Gefühle und Grenzen anzuerkennen und auszudrücken sowie Gedanken nicht als fixen Bestandteil der Persönlichkeit oder objektive Realitätsbeschreibung zu betrachten. Zudem inspiriert der Autor zur Imagination zukünftiger Versionen der eigenen Person, um schwierige Situationen zu überwinden und Raum zur Selbstfürsorge zu schaffen.
Diese essenziellen Erkenntnisse unterstreicht Haig mit anschaulicher Natur- und Alltagsmetaphorik, welche die Integration der Weisheiten in das persönliche Leben als erreichbar darstellt. Eine weitere Untergliederung des Buches in vier Teile verweist, durch kurze Zitate am Kapitelbeginn, auf die Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft. Hierdurch entsteht eine stimmige Verknüpfung von Inhalt und Form, welche auf die unerschütterliche Gegenwart von Verbindungen, zu anderen und sich selbst, trotz scheinbarer Orientierungslosigkeit, anspielt.
Die direkte Ansprache der Lesenden in der zweiten Person Singular erzeugt Nachdruck und schafft eine vertrauliche Atmosphäre zwischen den Rezipient:innen und dem Autor. Besonders angenehm wirken der ehrliche, flüssige Schreibstil und die Argumentationsstruktur der Textabschnitte mit philosophischen Zügen.
The Comfort Book – Gedanken, die mir Hoffnung machen ähnelt in seiner Erzählstruktur und inhaltlichen Spannbreite dem menschlichen Gefühlsleben und ist gerade deshalb eine bereichernde Gelegenheitslektüre für Trostsuchende, die sich auch mit Ausführungen zu den Themen Suizid, Panikattacken und Depression emotional wohlfühlen. Die sprachlich geschaffene Intimität und Anschaulichkeit können dabei helfen, wieder einen Silberstreif am Horizont und den eigenen Weg im Leben zu finden.
von Elisa-Maria Kuhn
—
Matt Haig
The Comfort Book – Gedanken, die mir Hoffnung machen
Übersetzt von Hella Reese
Droemer Knaur 2021
256 Seiten
20 Euro