Armin Strohmeyr – Dichterkinder
Armin Strohmeyr – Dichterkinder

Armin Strohmeyr – Dichterkinder

Mann, Wedekind, Sternheim

Mann, Wedekind, Sternheim. Familiennamen, die im 20. Jahrhundert Geschichte schrieben, das mitunter wortwörtlich. Rund um die Sprösslinge Klaus und Erika Mann, Pamela Wedekind und Mopsa Sternheim inszeniert der promovierte Germanist Armin Strohmeyr ein buntes, mal schillerndes, mal tragisches Panoptikum, das aufgrund der kuriosen, aufregenden, bezeichnenden Lebensgeschichten bewegt und begeistert. Wobei eines schnell klar wird: Die Geschichten der Kinder lassen sich nicht ohne die der Eltern erzählen. Auftritt: Thomas und Katia Mann, Carl und Thea Sternheim, Frank und Tilly Wedekind. Damit holt Strohmeyr in seiner multiperspektivischen Biografie Dichterkinder weiter aus, als Titel und Klappentext erahnen lassen. Der angedachte Fokus auf die Nachkommen verschiebt sich zugunsten eines wohl ausbalancierten, profunden Gesamtbilds aller Familienmitglieder.

Mann, Mann, Mann

Liebe, Verrat und Drama – der Kreis um Klaus und Erika Mann, so der Untertitel. Mit den beiden Skandalkindern des großen Thomas Mann setzt Strohmeyr ein und zu ihnen kehrt er immer wieder zurück. Sie burschikos, er feminin. Sie das Lieblingskind des berühmten Herr Papa, er zeitlebens um seine Aufmerksamkeit heischend. Beide: homosexuell. Eine besondere Seelenverwandtschaft ist es, die die beiden Geschwister, die genau ein Jahr nacheinander geboren wurden, miteinander verbindet. Sie verbringen ihr Leben gemeinsam, mehr zusammen als getrennt. Strohmeyr hat für sein intensiv recherchiertes Sachbuch auch aus bisher unveröffentlichten Briefen der beiden Mann-Kinder zitiert – eine Besonderheit. 

Exil, Ausharren, Konzentrationslager

Plaudernd, unterhaltsam Anekdoten schildernd, so beginnt die Biografie. In großen Kapiteln über die jeweiligen Familien, angereichert mit zahlreichen Zitaten, schreitet Strohmeyr durch die Zeit. Mann, Wedekind, Sternheim. Und wieder Mann, Wedekind, Sternheim, immer verflicht er die Leben aller zu einem großen Ganzen. Es sind Leben, die geprägt sind von Misserfolgen, von Drogen, Alkohol, aber auch von Freude und intensiver Freundschaft, von Ausgelassenheit und Nonchalance, von Liebe und Leidenschaft. Mit dem einsetzenden Faschismus in Deutschland verändert sich das Leben eines jeden einzelnen von ihnen. Exil für Klaus und Erika, Ausharren in Deutschland für Pamela, Konzentrationslager für Mopsa. Und so lassen einen die Geschichten am Ende nicht mehr los, die Tragik dieser Jahre und das Ins-Leben-Zurückfinden danach. Letztlich ist Strohmeyrs Biografie über die Dichterfamilien und ihren illustren Freundeskreis, zu dem unter anderem Annemarie Schwarzenbach, Therese Giehse und Gustaf Gründgens gehörten, eine intensive und emotionale Lektüre, die lange nachhallt und gerne zu empfehlen ist.

von Luisa Bader

Armin Strohmeyr
Dichterkinder. Liebe, Verrat und Drama – der Kreis um Klaus und Erika Mann
Piper 2020
384 Seiten
12,00 €

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