Wolfram Eilenberger – Feuer der Freiheit
Wolfram Eilenberger – Feuer der Freiheit

Wolfram Eilenberger – Feuer der Freiheit

Frauen an die Front!

Platon, Kant, Nietzsche und Co.: Wenn wir an Philosoph*innen denken, dann denken die meisten von uns ganz automatisch an männliche Philosophen. Zu Unrecht, wie Wolfram Eilenberger in seinem Feuer der Freiheit: Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten zeigt! Denn er deckt auf, dass es gerade Frauen waren, die in einer der dunkelsten Zeiten unserer Menschheitsgeschichte, wir sprechen von den Jahren 1933 bis 1943, zu den revolutionärsten Einsichten kamen. Dafür skizziert der Professor für Philosophie in seinem neuen Sachbuch die ganz Großen, das Leben und die philosophischen Ideen von Ayn Rand, Simone der Beauvoir, Hannah Arendt und Simone Weil. 

Durch die eindrücklichen Beschreibungen Eilenbergers begleiten die Lesenden die jungen Frauen durch philosophische Krise, hitzige Liebensaffären, wütende Proteste und Schreibblockaden. Gerade durch die vielen Eindrücke aus dem alltäglichen Leben der Frauen und die bemerkenswerte Einsicht in ihre Gefühlswelten lassen sich die geistreichen Ideen der Philosophinnen besonders gut nachvollziehen. Aus diesem Grund ist die biografische Darstellung ein gut gewähltes Mittel: Die Personen hinter den philosophischen Einsichten werden dadurch lebhafter und die Essenz ihrer theoretischen Errungenschaften greifbarer. Die Ausführungen über die Lebensumstände waren teilweise etwas zu ausführlich, doch durch die wechselnde Darstellung der Lebensabschnitte der Frauen wurde das Lesen weder langweilig noch glitt es in trockene Theorie oder gar Unverständnis ab. 

Besonders spannend waren die Reflektionen Eilenbergers über die vier Philosophinnen, ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Tatsächlich wirken die Frauen mit ihren theoretischen Ansichten auf den ersten Blick mehr als unterschiedlich, doch bei einer nähren Erkundung werden ihre Gemeinsamkeiten ersichtlich: Sie alle waren Kämpferinnen für ihre Ideen, gaben nicht auf, wenn sie nicht die Anerkennung in der männerdominierten Welt bekamen und verloren niemals ihren Mut.

Vielleicht sind es auch gerade diese widrigen Umstände gewesen, die ihr Leben zwar schwer machten, sie aber zu so großen Philosophinnen werden ließen, und die Eilenberger so grandios beschreibt. Das Buch liest sich also auch als ein Empowerment für Frauen und für die Gewissheit, dass durch Selbstüberzeugung Bleibendes erwächst.

von Lisa-Marie Mines

Wolfram Eilenberger
Feuer der Freiheit. Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten (1933-1943)
Klett-Cotta 2022
396 Seiten
14,00 Euro

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