Rachel Smythe – Lore Olympus Teil 1
Rachel Smythe – Lore Olympus Teil 1

Rachel Smythe – Lore Olympus Teil 1

Der Frühling kommt im pinken Gewand 


CW: Sexueller Übergriff, Vergewaltigung

Quietschbunt mit einer süß verträumten Note – So könnte man den ersten Band der Lore Olympus-Reihe von Rachel Smythe in wenigen Worten beschreiben. Nachdem diese Neuerzählung griechischer Mythen schon länger als Webcomic auf Webtoon zu finden ist, können Leser*innen die Geschichte von Hades, Persephone, Eros und Co. jetzt auch in gedruckter Form ins Regal stellen. Dabei wird ein breites Buchformat genutzt, um die Panels unregelmäßig mit vielen Leerstellen, aber auch kreativ anzuordnen.

Als Erstes fällt das durch Kontraste geprägte Cover auf. Eine ähnlich bezeichnende Farbgebung zieht sich durch das gesamte Graphic Novel, vermittelt neben den ausdrucksstarken Gesichtern die Emotionen der Charaktere und gibt ihnen jeweils eigene dominante Farben. Persephone tritt so in einem unschuldigen Pink auf, das sie von den anderen, stark stilisiert gezeichneten Charakteren, unterscheidet.

„Ich finde, ihre Schönheit stellt selbst Aphrodite in den Schatten.“

Dass mit Aphrodite und ihrer Eitelkeit nicht zu spaßen ist – das Parisurteil und der daraus resultierende Trojanischen Krieg lässt grüßen – sollte bekannt sein.  Scheinbar hat Hades, der Gott der Unterwelt, das aber weniger bedacht, als er diese Worte während einer Feier, angetan von Persephone, laut verkündet. Man kann ihm jedoch nicht lange böse sein, schließlich beginnt so der Auftakt dieser Liebesgeschichte, die zwar jede*r kennt, so aber noch nie gesehen und gelesen hat.

Dabei wird relativ schnell klar, dass hier die Erlebnisse der Charaktere und ihre starken Persönlichkeiten im Vordergrund stehen. Allen voran liegt der Fokus auf Persephone, der süßen, aber auch noch naiven Göttin, die ihre Ausbildung zur geweihten Jungfrau macht. Ihr gegenüber tritt der erstaunlich unsichere, kurzsichtige und stolze Hundevater Hades auf. Auch andere bekannte Gottheiten wie Artemis, Apollo, Aphrodite, Eros – und meine persönliche Favoritin Hera – kommen vor. Besonders hat es mir auch die Beziehung der drei Götterkönige Zeus, Poseidon und Hades angetan. Solche Unterredungen wie: „Zeus … Es ist Hera.“ „JA, DANKE, POSEIDON“ vermitteln einfach schön die Quintessenz vom geschwisterlichen Necken, das scheinbar auch bei diesen Gottheiten zu finden ist. Dabei strahlen alle Figuren weniger Erhabenheit aus als von ihnen gewohnt ist, aber geben sich dafür überaus modern, menschlich und nahbar.

So ist es auch nicht ganz so schlimm, dass in diesem ersten Band noch relativ wenig Worldbuilding betrieben wird. Viel mehr, als dass die Menschenwelt im antiken Griechenland, die Unterwelt in einer Großstadt und Olympus mit seinen Handys, Autos, Clubs und Therapeuten scheinbar in der Moderne angesiedelt ist, erfahren die Leser*innen nämlich nicht.

Lore Olympus bietet bekannte griechische Mythen im neuen Gewand, geprägt durch leicht verdaulichen Internethumor. Ein gewisses Vorwissen zu den Epen, auf die sich bezogen wird, kann dabei von Vorteil sein, um der Geschichte noch eine andere Ebene abzugewinnen, wird aber keinesfalls gebraucht, um Gefallen an dieser wenig überfordernden und umso mehr unterhaltenden und herzerwärmenden Geschichte zu finden.

von Victoria Dimeo

Rachel Smythe
Lore Olympus Teil 1
Aus dem Englischen von Hannah Brosch
LYX 2022
384 Seiten
24,00 Euro

2 Kommentare

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  2. Pingback: Rachel Smythe - Lore Olympus Teil 3 - Rezensöhnchen

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