„K-Style“ oder: Ein Kaleidoskop der Kreativität
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Südkorea hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einem Land entwickelt, das nicht nur immer mehr Tourist*innen anzieht, sondern auch als Exporteur für zahlreiche Trends gilt. Seit sich von Kleidung, Musik und Tanz bis hin zu Einrichtungsstilen und kulinarischen Spezialitäten kulturelle Aspekte in der ganzen Welt verbreiten, hat sich das ostasiatische Land als eine Art globale Trendfabrik etabliert. Fiona Bae gewährt in ihrem Buch K-Pop, K-Style. Music, Art & Fashion aus Südkorea einen Blick hinter die Kulissen und lässt diejenigen Menschen zu Wort kommen, die Teil der Entstehung dieser Trends sind.
16 Interviews mit ganz unterschiedlichen koreanischen Kreativen, Kommentare, Zitate sowie sechs Foto-Essays des Fotografen Less, der unter anderem schon für Dazed oder Vogue Korea fotografiert hat, liefern eine umfangreiche Sammlung an Hintergrundinformationen und Eindrücken. Die Leser*innen erfahren im Laufe der kurzen Texte, wie die Interviewten den Weg zu ihrer Profession gefunden haben, welche Vor- und Nachteile die Hauptstadt Seoul für sie als Schaffende bietet, welche Stile und Einflüsse sie inspirieren und welche Ziele sie mit ihrer Arbeit verfolgen.
„Zukunftsorientiert, mutig, trendig…“
Da jedes Gespräch sehr ähnliche Fragen beinhaltet, könnte man zunächst vermuten, dass es sich bei der Lektüre um ein recht repetitives Erlebnis handelt. Jedoch sorgt gerade ein solcher Interviewaufbau dafür, die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Facetten der koreanischen Kultur und ihrer Subkulturen zu betonen. Befragt werden unter anderem die Tänzerin und Choreografin Lia Kim, der Gründer und Creative Director des Musikkollektivs DPR, DPR Rem, Jieun Seo und Jiyoon Chung, die die Streetwear-Marke Mischief gegründet haben, der Koch Mingoo Kang, Drag-Performer Nana Youngrong Kim und der führende Interiordesigner Asiens, Teo Yang, sowie der Tattoo Artist und Gewerkschaftsvorsitzende Doy. Außerdem komplettieren Stylist*innen und Creative Directors, Designer*innen sowie ein Fashion Model das vielfältige Bild des K-Styles. Trotz oder gerade aufgrund der individuellen Perspektiven aus so unterschiedlichen kreativen Bereichen kristallisieren sich während des Lesens einige Aspekte heraus, die den einzigartigen Stil zu prägen scheinen. Eine allgemeingültige Definition wird jedoch an keiner Stelle des Textes gegeben – die Wandelbarkeit und Schnelllebigkeit der Seouler Kreativszene werden damit noch unterstrichen. Die verschiedenen Herangehensweisen, um ständig Neues zu kreieren, Altes wieder aufleben zu lassen und Traditionen neu zu erfinden – oder, wie es der englische Originaltitel des Werks auf den Punkt bringt, das Konzept des „Make, Break, Remix“ – macht im Laufe des Buches greifbar, was die koreanischen Trends zu einer globalen Faszination macht.
Die hochwertigen, farbigen Foto-Essays „Music, Art & Fashion aus Südkorea“, „Wegbereiter“, „Koreanische Coolness“, „Landschaften, Stadträume“, „Vom Studio auf die Straße“ und „Kreative Umgebungen“ greifen die in den Texten angesprochenen Themen visuell auf und gewähren sowohl einen ästhetisch umgesetzten Einblick in das, was in den Gesprächen beschrieben wird, als auch eine Auflockerung der ansonsten in schwarz-weiß gehaltenen textbegleitenden Fotografien.
Wer sich für Mode, Musik oder andere Kunstformen interessiert, hinter die Fassade der „koreanischen Welle“ blicken oder mehr darüber erfahren möchte, wie Trends entstehen können, wird in Fiona Baes Werk sicherlich fündig. Die Foto-Essays des Künstlers Less runden diese Sammlung an Eindrücken hervorragend ab und machen das Buch zu einem echten Sammlerstück für alle Kunstbegeisterten.
von Alicia Fuchs
Fiona Bae
K-Pop, K-Style. Music, Art & Fashion aus Südkorea
Aus dem Englischen
Edel Books 2022
304 Seiten
26,00 Euro