„Die Tage vergingen, es kamen keine Gäste.“
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Neun fremde, junge Frauen werden als Saisonarbeiterinnen in die Berge um den entlegenen Ort Strega geschickt, um dort als Personal des längst vergessenen Hotels Olympic zu guten Hausfrauen ausgebildet zu werden. Dies bildet die Prämisse des surrealen Romans Strega der schwedischen Autorin Johanne Lykke Holm.
Erzählt aus Sicht der neunzehnjährigen Protagonistin Raphaela, entführt Holm die Lesenden in eine erbarmungslose und düstere Landschaft, lebendig gehalten durch ihren mystischen Charakter. An diesem Ort werden die jungen Arbeiterinnen des Hotels tagein, tagaus angewiesen, die immer gleichen Aufgaben bis zur Perfektion zu erfüllen – für Gäste, die nicht kommen. Bis eine von ihnen eines Tages plötzlich verschwindet.
Ein düsterer Fiebertraum
Noch vielmehr als das unheimliche, in Rot getränkte Hotel und dessen Kulisse, beeindrucken die verschleiert gehaltenen Themen des Romans. So bildet das Fundament des Werkes die Freuden und Bürden des Frauseins. Gezeigt wird dies in der Freundschaft und Liebe zwischen den neun Mädchen, aber auch der Behandlung des verfluchten, weiblichen Körpers, der bereits als Tatort auf die Welt gebracht wird. Holms Strega liest sich wie ein Gedicht, manchmal wie ein Tagebuch und wieder ein anderes Mal wie ein seltsames Märchen, überliefert aus den Tagen der Geburt des Menschen und seiner Unterteilung in Geschlechter. Den symbolischen Überbleibseln eines Traumes gleich, ist es schwer, die Aussagen des Romans klar zusammenzufassen. Dies liegt mitunter daran, dass unter den vielen lyrischen Sätzen, die die Umgebung und den Alltag der Mädchen detailliert, aber poetisch beschreiben, nur wenige Hinweise auf die versteckten Vorgänge innerhalb der Mauern des alten Olympics gegeben werden. Aber auch die Handlungen der Mädchen selbst erscheinen oftmals sonderbar performativ und zur Interpretation anregend. Daher ist der Roman etwas mühsam zu lesen und erfordert viel Geduld. Doch wer diese Geduld mitbringt, wird belohnt mit einer wahren Wucht an Poesie und Wortgewalt sowie den Geheimnissen des Leidens der Frau.
von Amira Hajredini
Johanne Lykke Holm
Strega
Aus dem Schwedischen von Hanna Granz
AKI / Kampa 2022
192 Seiten
24,00 Euro