„Der Absprung ist alles. Im Absprung liegt schon der ganze Sprung vom Anfang bis zum Ende.“
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Es ist der letzte Tag der Sommerferien in einem kleinen Örtchen irgendwo in der Pfalz – einer dieser Orte, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Aber vor allem auch ein Ort, der so vertraut ist wie das eigene alte Zuhause, von dem man sich nie ganz losreißen konnte. Genau hier spielt Kulturjournalist Arno Franks Roman Seemann vom Siebener.
Der Autor platziert sein multiperspektivisches Drama in das altmodische Freibad Ottersweilers. Zum Inventar zählen Bademeister Kiontke, der von Schuldgefühlen um einen tödlichen Unfall heimgesucht wird, Kassenwärterin Renate, die sich nach Kiontke sehnt, das aber niemals zugeben würde, und die aus der Realität driftende, ehemalige Lateinlehrerin Isobel sowie all die anderen Menschen, die es aus unterschiedlichen Gründen ins Freibad zieht. So unterschiedlich Franks Charaktere auf den ersten Blick auch scheinen mögen, so haben sie doch eines gemeinsam: Über ihnen allen liegt der Schatten der Vergangenheit.
In wechselnden Perspektiven und mit feinfühligem Humor erzählt Arno Frank die Schicksale der Besucher*innen des von Nostalgie sprühenden Freibads. Dabei offenbart sich nach und nach, wie all diese unterschiedlichen Geschichten und Menschen letztendlich doch irgendwie zusammenhängen. Wenngleich ich nie wirklich warm wurde mit dem Schreibstil sowie den Charakteren, deren bisherige Lebenswege nur allmählich und oftmals unvollständig preisgegeben werden, habe ich mich doch sofort in dem vertrauten Setting des Buches wiedergefunden. Genauso bekannt sind die Bilder, die Frank um das Zentrum des Romans – das Freibad – zeichnet. Trotzdem ist dieser langsam erzählte Roman nicht für jede*n etwas und fordert Geduld, um seine Wirkung entfalten zu können.
von Amira Hajredini
Arno Frank
Seemann vom Siebener
Klett-Cotta 2023
240 Seiten
24,00 Euro