s0s2 – The Little Trashmaid
s0s2 – The Little Trashmaid

s0s2 – The Little Trashmaid

„Meerjungfrauen sollen Muscheln tragen, keine Plastiktüten“ 

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Auch ganz ohne Worte kann ein Buch überaus berühren. In dem Graphic Novel The Little Trashmaid beschäftigt sich S0s2 mit der Umweltverschmutzung der Meere und lenkt damit den Blick auf ein Problem, das buchstäblich unter der Wasseroberfläche verschwindet. Die diversen nur wenige Panels langen Kurzgeschichten im pastellfarbenen Carton-Stil finden sich schnell in eine erstaunlich komplexe, wenn auch bewusst seicht gehaltene Erzählung zusammen.

Die Ähnlichkeiten, die die in den Tiefen des Ozeans lebende Tidy zu einer anderen bekannten Meerjungfrau der Popkultur besitzt, sind keineswegs zufällig, sondern werden ganz gezielt in Szene gesetzt. Entscheidende Differenzen gibt es aber: Anstatt sorglos mit ihren Fischfreunden unterwegs zu sein, und eine Faszination zu der ‚Welt da oben‘ zu entwickeln, muss Tidy sich den Bergen an Müll stellen, die die Menschen in ihrem Zuhause abgeladen haben. Selbst Ihr Gesang wird von herabfallendem Müll unterbrochen, wodurch pointiert gezeigt wird, wie die Verschmutzung der Menschen sie daran hindert, ihr volles Potenzial zu entfalten.

Doch nicht alle Menschen sind schlecht. Nachdem Tidy einen von ihnen aus den Fluten rettet, findet sie in ihm sogar einen Freud und Verbündeten, der sie mit frischen Tomaten versorgt und ihr hilft, von Fischernetzen eingeschnürte Tiere zu befreien. Obwohl es den beiden gelingt zu helfen, wird doch schnell klar, dass man als Individuum unmöglich etwas gegen die unendlichen Müllberge in den Ozeanen ausrichten kann. The Little Trashmaid zeigt, ohne es direkt zu sagen, dass die Verantwortung hierfür bei Konzernen liegt. Immer wieder erkennt man bei den vermüllenden Plastiktüten und Schokoriegelverpackungen bekannte Marken, die auch real im Meer zu finden sind.

Trotz der Allgegenwärtigkeit der Verschmutzung bleiben die Meerjungfrauen- und Männer in der Geschichte immerzu gutmütig. Auch Tidy tritt als Protagonistin wenig tiefgründig, sondern stets naiv und unschuldig auf. Das macht den Verfall, dem sie täglich ausgesetzt ist, aber nur noch bedrückender. Schließlich weiß sie gar nicht, wie kaputt ihre Welt gemacht wurde.

Es gelingt The Little Trashmaid sich der Verschmutzung der Meere auf ungemein humoristische und doch auch traurige Weise zu nähern. Dabei werden eigentlich verstörende Szenen, wie eine Zigarettenstummel-Nikotinabhängigkeit von Tidy durch die Absurdität ihrer Darstellung und die humoristischen Zeichnungen prompt wieder aufgelockert. Doch das anfängliche Lachen bleibt einem schnell im Halse stecken, wenn man sich die dargestellte Situation nochmal bewusst macht. Während man die Welt von Tidy nach dem Beenden des Buches verlässt, bleibt der reale Müll unverändert in unseren Weltmeeren. Obwohl ein einzelner Mensch hier nicht viel ausrichtet, so kann er zumindest mehr tun als die in Realität hilflosen Meeresbewohner.

von Victoria Dimeo 

Copyright:
© Silly Studios / @s0s2

s0s2
The Little Trashmaid
Egmont Comic Collection 2025
176 Seiten 
22,00 Euro  
ISBN 978-3-7704-1017-0

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