Rick Zabel – On the Road
Rick Zabel – On the Road

Rick Zabel – On the Road

Eine Geschichte des Auf- und Absteigens

In On the Road erzählt Rick Zabel von seiner Zeit als Radsportprofi – wie er mit 17 Jahren die Schule abbrach, den Erfolgen seines Vaters nacheifeierte und am Giro d’Italia und der Tour der France teilnahm, bevor er 2024 Podcaster, Content Creator und Kommentator für Radsport wurde.

Ich schoss das allererste Mal in vollem Tempo einen Berg herunter, raste in einem Winkel und einem Tempo in die Kurven, dass mir das Adrenalin dabei aus den Ohren spritzte.“

Unterhaltsam und voller Leidenschaft schreibt Zabel über seine Kindheit in Unna, seine Jugend am Erfurter Pierre-de-Coubertin-Sportgymnasium und seinen ersten Vertrag im internationalen Radsportteam Rabobank. Ehrlich und authentisch teilt er erfolgreiche und schmerzhafte Momente. Auch Themen wie Doping, Leistungsdruck, Schmerzen und familiäre Herausforderungen werden dabei nicht ausgespart. Gerade sein Verhältnis zu seinem Vater Erick Zabel spielt eine entscheidende und interessante Rolle.

„Der Fairness halber muss ich zugeben, dass ich meinem Vater nicht die Schuld dafür in die Schuhe schieben kann, dass ich mich in meiner ersten Saison bei Rabobank selten wohlfühlte.“

Immer wieder merkt man, wie der Autor mit seinem Vater Erik Zabel ringt und ihn gleichermaßen als Türöffner und Hindernis sieht. Im Laufe des Buches taucht der Vater in zahlreichen Rollen auf, die er unterschiedlich gut ausfüllt – mal ist er ein Vorbild oder sogar sein Manager, dann wieder ein Klotz am Bein. Wie soll man sich auch einen eigenen Namen im Radsport machen, wenn alles, was man hat, ein kleines c statt einem großen E ist?

„Ich beweise mir selbst mit der Teilnahme an Paris-Roubaix, dass ich mich entgegen der langjährigen Ansicht meines Vaters eben doch quälen kann, wenn der Anreiz nur groß genug ist.“

Trotz aller Schwierigkeiten und berechtigter Kritik ist sich Zabel seiner Privilegien bewusst. So ermöglicht ihm sein Name beispielsweise schon zu Beginn seiner Kariere einen Dreijahresvertrag mit einem Gehalt von je 150 000 €. Wer denkt, dass damit alle Sorgen ausgeräumt sind, der irrt. Rückblickend schreibt Zabel: „Ich würde heute gerne behaupten, dass ich damals trotz allem sportlich die richtige Entscheidung getroffen habe. Dummerweise bin ich mir da gar nicht so sicher…“.

Gerade diese klaren Reflexionen machen On the Road sehr lesenswert und bieten wertvolle Blicke hinter die Fassade des Radsports. Durch zahlreiche Worterklärungen und leicht verständliche Sprache eignet sich das Buch auch wunderbar als Einstieg in die Sportliteratur.

Zabel spricht einige Themen an, die sich auch in anderen Sportarten wiederfinden. So erzählt er beispielsweise von Schwimmer*innen und Fußballer*innen, die mit ihm im Sportinternat waren. Dort herrschte bereits ein großer Leistungsdruck, den Zabel jedoch nur am Rande kritisiert.

„In der zehnten Klasse wurde wir daran erinnert, dass wir an einer Eliteschule gelandet waren. […] Wir sollten in der Lage sein, überregionale Spitzenleistungen zu erbringen. […] Wer dafür nicht gemacht war, aus welchen Gründen auch immer, musste das Leistungszentrum auch vor dem Abi wieder verlassen. […] Wer die Leistungsstandards nicht (mehr) erfüllt und keine Entwicklungssprünge nachweist, wird aussortiert.“

Auch auf seinen Charakter hatten das schulische Umfeld und der hohe Leistungsdruck einen erheblichen Einfluss, von dem er sich nur sehr langsam löste. So glaubte er zwischenzeitlich, dass er egoistisch sein müsse. Später erkannte er die hohe Bedeutung von Teamwork und nahm dankbar seinen Platz als Sprintanfahrer ein.

On the road ist eine empfehlenswerte Biografie, insbesondere für alle Rennradfans – temporeich, faszinierend und außergewöhnlich.

von Jasmin Fuchs

Rick Zabel (mit Harald Braun)
On the Road
Kiepenheuer & Witsch 2025
224 Seiten
24,00 Euro
ISBN 978-3-462-00951-4

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert