„Diese Welt könnte so viel mehr sein. Diese Welt könnte frei sein.“
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Spoilerwarnung: Die folgende Rezension zum zweiten Band der Crescent City-Reihe kann mögliche Spoiler des ersten Teiles enthalten. Das Lesen des ersten Teiles wird dringend empfohlen.
Im ersten Teil des Buches Crescent City – Wenn ein Stern erstrahlt erfahren die Lesenden genaueres über die Rebellion gegen die Asteri, die nun auch Bryce und ihre Freunde erreicht. In Crescent City – Wenn das Dunkel erwacht hat diese noch keine große Rolle gespielt, wohingegen die politischen Feinheiten und Akteur*innen jetzt mehr Gewichtung finden. Bryce Quinlan bleibt die Protagonistin der Reihe, wobei sie dieses Mal als Außenseiterin aufgrund ihrer nun öffentlichen Sterngeborenen-Fae-Gaben auftritt. Zusammen mit Hunt beschreitet sie ihren neuen Alltag. Dazwischen kommt, dass ihr Vater, der Herbstkönig, sie mit Cormac, einem Avallen-Fae-Kronprinzen verheiraten möchte. Die Leser*innen verfolgen parallel verschiedenste Handlungen rund um die Hauptfiguren sowie zahlreiche weitere Perspektiven von Nebenfiguren.
Viele hintergründigen Elemente kommen im zweiten Teil des Bandes ans Licht, welche die Geschichte ins Rollen bringen und das Lesen vorantreiben. Crescent City als Handlungsort zeigt hierbei eine vielfältige Präsentation von Fantasy-Material: den Weltenbau, die verstrickten Handlungsstränge, die Fantasywesen, welche mal mehr, mal weniger erfolgreich vorstellbar sind.
„Ein guter Anführer ist jemand, der zuhört. Der nachdenkt, bevor er handelt. Der versucht, unterschiedliche Standpunkte zu verstehen. Der das Richtige tut, selbst wenn der Weg lang und schwer ist. Jemand, der denen eine Stimme gibt, die keine haben.“
Der geschlossene Pakt zwischen Bryce und den göttlichen Asteri aus dem Vorgängerband Crescent City – Wenn das Dunkel erwacht lautet wie folgt: Wenn sich Hunt und sie nach den Vorkommnissen des ersten Bandes unauffällig verhalten, werden sie nicht bestraft und bleiben am Leben. Doch als Sterngeborene Fae wird sie gezwungenermaßen in die Machtspiele ihres Vaters hineingezogen, bekommt es mit den Ophion-Rebellen zu tun und kommt immer mehr hinter Geheimnisse, die ganz Crescent City betreffen. Crescent City – Wenn ein Stern erstrahlt von Sarah J. Maas bietet undurchschaubare Pläne, eine Vielzahl an fantastischen Figuren – manche liebenswürdig und witzig, andere nervig und stereotypisch – sowie einen Haufen an verschiedensten Haupt- und Nebenhandlungen.
„Der Tod ist der einzige Sieger im Krieg.“
Crescent City – Wenn ein Stern erstrahlt ist thematisch und politisch sehr dicht geknüpft und keine Lektüre für nebenbei. Der zweite Band bietet doppeldeutige Dialoge und Wortgefechte, sowie Nebenfiguren als neue Erzählperspektiven, die die Sympathieträger des gesamten Werkes sind. Wenn von der starken, von allen begehrten Protagonistin Bryce abgesehen wird, finden die Lesenden keine weitere ausdrucksstarke Frauenfigur in diesem Teil, welcher ein ganzes Kapitel gewidmet ist und der ähnlich viel Aufmerksamkeit wie den Männern gewährt wird. Auch zieht sich das Buch bis über die Hälfte langsam dahin, worauf ein drastischer Spannungsaufbau und ein komplett unvorhersehbares Ende folgen.
Im dritten und letzten Teil von Crescent City – Wenn ein Stern erstrahlt offenbaren sich langsam Geheimnisse alter Freunde, Bryce und Hunt sind auf einmal Gefährten und Geschehnisse vor der Zeit der Asteri werden aufgedeckt. Die Spannung steigt, was vor allem auf diverse (Neben-)Charaktere zurückzuführen ist, die rund um Bryce agieren. Das Ende des Bandes öffnet Türen für Großes, da Sarah J. Maas etwas noch nie Dagewesenes und Kompliziertes versucht, wobei abzuwarten ist, ob sie den damit verbundenen hohen Erwartungen gerecht werden kann.
von Paula Heidenfelder
Sarah J. Maas
Crescent City – Wenn ein Stern erstrahlt
Aus dem amerikanischen Englisch von Franca Fritz und Heinrich Koop
dtv 2022
912 Seiten
24 Euro