ETA Hoffmann Theater – Beute
ETA Hoffmann Theater – Beute

ETA Hoffmann Theater – Beute

Ist das echter Pelz?

Geldgier, Heiratsschwindel und andere menschliche Abgründe wurden am 02. Dezember 2022 in der Premiere in Joe Ortons „Beute“ im E.T.A. Hoffmanntheater auf humoristische Weise zur Schau gestellt. Dass dabei das Lachen manchmal auch im Hals steckenblieb, liegt nicht nur an dem tiefschwarzen Humor, mit dem gearbeitet wird. Das Stück machte auch deutlich, wie nah viele Aspekte des absurdeGeschehenan der Realität sind

„Beute“ ist ein Stück der Extreme. Schon bevor man den Theatersaal betritt, warnt ein Schild die Zuschauer*innen vor einer fallenden Wand auf der Bühne. Und dies geschieht auch gleich zu Beginn der Handlung. Bei der kippenden Kulisse handelt es sich um den vorderen Teil einer Hauswand, der den Blick in ein spärlich eingerichtetes Zimmer freigibt. In der Mitte steht ein schwarzer Sarg. Zentral auf der Bühne und auch zentral in der Handlung wird dieser Sarg nicht nur benutzt, um Tote zu beherbergen. Er dient auch als Aufbewahrungsort für das gestohlene Geld eines Banküberfalls – die Beute. Damit ist der wichtigste Handlungsstrangeigentlich schon klar. Die Bankräuber versuchen ihre Beute vor der neugierigen Pflegerin und dem penetranten Polizisten in Zivil in Sicherheit zu bringen. Die Pflegerin lässt in der Zwischenzeit ihren Charme spielen, um den Witwer, Mr. McLeavy, von einer erneuten Heirat zu überzeugen. In einem groß angelegten Verwirrspiel tauschen die Leiche der verstorbenen Mrs. McLeavy und das Diebesgut immer wieder ihre angestammten Plätze. Die Figuren bewegen sich dabei in verschiedenen Konstellationen der moralischen Verkommenheit um diese beiden Gegenstände herum und schnell wird klar: niemand auf der Bühne hat eine weiße Weste. 

„Wir sollten den Schein wahren.“

Auf brachiale Weise werden die Kulissen fallengelassen und parallel dazu auch immer mehr Geheimnisse der Charaktere aufgedeckt. Beeindruckend ist dabei nicht nur, wie schonungslos und gleichzeitig humoristisch den Zuschauer*innen moralische Fehlschläge aufgezeigt werden, sondern auch wie die Schauspieler*innen diese auf der Metaebene reflektieren. Dabei wird immer wieder die Trennung zwischen Zuschauenden und Bühne durchbrochen. Die konventionelle Gestaltung der Kulisse und der Kostüme macht es dem Publikum sehr einfach, sich in die Situation einzufinden und sich mit dem Setting zu identifizieren. 

Insgesamt erzählt die Inszenierung auf unterhaltsame Art im Slapstick-Stil und so wirken die knapp zweieinhalb Stunden unglaublich kurzweilig. Fragen bleiben am Ende keine offen und das ist auch ein großer Verdienst der fünfköpfigen Besetzung (Stephan Ullrich, Alina Rank, Leon Tölle, Marek Egert und Eric Wehlan), die in der Verkörperung der sehr verschrobenen Charaktere vollkommen aufgeht. Besonders hervorzuheben ist hier Alina Rank, die in der Rolle der Fay den Spagat zwischen geldgieriger Heiratsschwindlerin und sympathischer Verbrechens-Komplizin schafft. 

Alles in allem ist es ein sehr sehenswertes Stück, das den Zuschauer*innen sowohl Unterhaltung als auch Tiefgang anbietet und dabei auch die regionale Verortung berücksichtigt. 

Die nächsten Aufführungen finden am 16.12., 17.12., 18.12.28.12., 29.12., 31.12. sowie am 07.01., 13.01. und am 14.01. statt.

von Lea Griesbach

© ETA Hoffmann Theater/Martin Kaufhold

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