Armin Strohmeyr – „Wir sind unser sechs“ – Die Geschichte der Geschwister Mann
Armin Strohmeyr – „Wir sind unser sechs“ – Die Geschichte der Geschwister Mann

Armin Strohmeyr – „Wir sind unser sechs“ – Die Geschichte der Geschwister Mann

Familie Thomas Mann 

Nach Dichterkinder hat Germanist und Sachbuchautor Armin Strohmeyr ein neues Buch veröffentlicht, in dem ihn wieder die Familie Thomas Manns beschäftigt. Anders als im Vorgänger sind es dieses Mal nicht mehr nur die beiden ältesten Sprösslinge Erika und Klaus, die Erwähnung finden. Nein, in „Wir sind unser sechs“ fällt der Blick auf alle sechs Mann-Kinder … und ihre Eltern. Armin Strohmeyr erzählt eine rasante Familiengeschichte. Er zollt ihnen allen Respekt, ohne sie zu verklären, entwirft ein gelungenes Porträt, ergeht sich aber nie im Pathetischen. 

Familienbande

Zuerst, 1905, kommt Erika auf die Welt. Die Eltern (beide!) hatten sich eigentlich einen Sohn gewünscht… Dass sich aber gerade die Erstgeborene als engste Vertraute und Mitarbeiterin, als „Adjutantin“ ihres Vaters erweisen wird, weiß zu diesem Zeitpunkt natürlich noch keiner. Bereits ein Jahr später: Klaus, der langersehnte Sohn. Er wird, anders als sein Vater, seine Homosexualität schon früh offen ausleben, drogensüchtig sein, suizidal. Gerade die beiden Ältesten, die selbsternannten Zwillinge, sorgen in Strohmeyrs Buch für Unterhaltung – immer unterwegs, immer produktiv, tatkräftig, voller Ideen und Visionen sind sie. Dann das nächste Geschwisterpaar: Golo, 1909 geboren, auch homosexuell, aber im Stillen, und 1910 Monika, „das arme Mönle“, unbeliebt, verkannt. Später die Nachzügler: 1918 Elisabeth, von Anfang an das hochgeschätzte Lieblingskind des Herrn Papa, und Michael 1919, dem Vater stets unliebsam. Chronologisch durchwandert Strohmeyr ihre Lebensläufe, verbindet die Kinder mit ihren Eltern, die Eltern mit ihren Kindern und alle mit der deutschen NS-Vergangenheit.

Die insgeheime Heldin aber ist Katia, Frau Thomas Mann, die Mutter, Ehefrau, Finanzverwalterin, Sekretärin. Sie ist das Familienoberhaupt, hält das Zepter in der Hand, kümmert sich aufopferungsvoll, durchaus beherzt, wenngleich nachgiebig und fürsorglich um ihre sechs eigenwilligen Kinder. So tut sie es ihr Leben lang, auch später noch, als alle längst erwachsen sind. Dazu kommt ihre vielleicht größte Aufgabe: Thomas Mann. Sie hält ihm den Rücken frei, verschafft ihm die Ruhe, die er für das Schreiben braucht, stellt ihn und sein Wohlergehen an erste Stelle, hat Verständnis für alle Marotten, liebt und lebt mit dem großen Schriftsteller. Katia, die als junge Frau klug und begehrt war, die mit 21 Jahren Thomas Manns Frau wurde und zeitlebens an seiner Seite stand, sie ist das Herz dieser Familie, der unentbehrliche Glücksfall im Leben aller. 

Armin Strohmeyr schreibt, wie schon zuvor oft erprobt, im gerne gesehenen Präsens. Sein Stil ist elegant, die Anekdoten unterhaltsam, zuweilen dramatisch, ja tragisch. Die Manns wirken nahbar und menschlich. Die große Stärke des Buches liegt in der Symbiose von Zitaten aus den unzähligen Briefen und Tagebüchern, der elegant zusammengestellten Rückschau ihrer aller Leben und dem Blick auf das Zeitgeschehen. All das macht „Wir sind unser sechs“ zu einer faszinierenden und sehr lesenswerten Geschichte einer großen deutschen Familie.

von Luisa Bader

Armin Stromer "Wir sind unser sechs" Die Geschichte der Geschwister Mann

Armin Strohmeyr
„Wir sind unser sechs“ – Die Geschichte der Geschwister Mann
Piper 2023
368 Seiten
14,00 Euro

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