Lebensretter: Glühlicht
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Wir schalten das Licht ein und unsere Welt erstrahlt. Für uns heute selbstverständlich. Ende des 19. Jahrhunderts? Unglaublich! Einer aber dachte in großen Dimensionen und glaubte an seine so bahnbrechende Vision: der Pionier Thomas Alva Edison. Nichts weniger als die Elektrifizierung der Welt imaginierte er, plante er, schaffte er. Ihm und seinen Mitarbeitern folgt Alexander Bartl in seinem erzählenden Sachbuch Der elektrische Traum – von der Idee bis zur internationalen Verbreitung ihres Glühlichts. Reportageartig verflicht Bartl diesen Leitstrang mit den zutiefst bewegenden Geschichten von tragischen Gasexplosionen in Theatern (den kulturellen Zentren der Zeit), mit Erzählungen über die Gasversorger, die durch populistische Parolen der elektrischen Expansion Einhalt gebieten wollten, und Anekdoten über den Unternehmer Emil Rathenau (der Vater Walther Rathenaus), der die Glühbirne schließlich auch in Deutschland einführte.
(Nicht) Alle warten auf Edison
Im kalifornischen Menlo Park, irgendwo im Nirgendwo, baute sich Edison in den 1870er Jahren mit Investorengeldern ein Labor auf und engagierte Männer, die ihm bei der Umsetzung seiner kühnen Idee eines Glühlichts unterstützten. Große Versprechungen folgten öffentlich – aber lange Zeit passierte nichts. Also ließ er die Welt einfach warten und die Gasversorger fühlten sich in ihrer Behauptung bestätigt: Elektrizität könne niemals Gas verdrängen, nein, das wäre unmöglich. Bis Edison doch noch die Welt revolutionierte. Alexander Bartl entwirft elegant und unterhaltsam eine Gesamtschau dieser entscheidenden Jahre. Seine alternierenden Kapitel, die zwischen diversen Protagonisten hin- und herspringen, sorgen für eine stetig abwechslungsreiche und mitreißende Lektüre.
Die Sicherheit gewinnt, weil die Furcht es so will
Pointiert beschreibt er: „Vernunft mag ein kraftvoller Antrieb sein, um Dinge zu verbessern, Furcht hingegen kann eine Revolution entfesseln.“ Es hat aberhunderte Tote durch Gasbrände gebraucht – verbrannt, erstickt, in der Panik überrannt –, ja es hat die Angst gebraucht, selbst betroffen sein zu können, um ein Umdenken zu forcieren. Die reaktionäre und gefährliche Gasbeleuchtung ist schließlich den modernen und sicheren Glühbirnen des Thomas Alva Edison und seiner Mitarbeiter gewichen. Und wir alle profitieren noch heute davon. Wie großartig, dass sich Alexander Bartl auf so spannende, weil narrative Weise diesen Pionieren in Sachen Elektrizität angenommen hat und ihnen die (zuweilen verweigerte) Anerkennung zollt, die sie alle verdient haben.
von Luisa Bader
Alexander Bartl
Der elektrische Traum. Fortschrittsjahre oder eine Gesellschaft unter Strom
Harper Collins 2023
320 Seiten
24,00 Euro