Helge Hesse – Ein deutsches Versprechen
Helge Hesse – Ein deutsches Versprechen

Helge Hesse – Ein deutsches Versprechen

Porträt einer Stadt

Weimar, die Stadt der Dichter und Denker. Oder? Bestsellerautor Helge Hesse widerlegt diese Engführung und zeigt Weimar als einen Ort deutscher Versprechen – für eine bessere, für eine vielversprechendere Zukunft. Die thüringische Provinzstadt war spätestens seit Goethe Anziehungspunkt für Kunst und Literatur, für Musik und Politik. Hesse weiß in seinem Sachbuch Ein deutsches Versprechen das Leben und Schaffen ihrer prägenden Persönlichkeiten sukzessive zu beleuchten – vom 18. Jahrhundert bis hinein in die vom Nationalsozialismus zerrütteten 1930er Jahre.

Panoramablick

Mitunter schematisch kommt die Städtestudie daher. Eine große Anzahl an Charakteren, über die in alternierenden Absätzen und Kapiteln Privates und Berufliches berichtet wird – es ist ein Erfolgskonzept der letzten Jahre. Dieses Konzept allerdings resultiert zunehmend in einer oft flüchtigen, sprunghaften Ausführung, der sich auch Helge Hesse trotz sprachlicher Beispiellosigkeit nicht verwehren kann. Die Chronologie aber tut dem Porträt gut. So verweilt man die erste Hälfte im Weimar des Viergestirns, tastet sich voran durch das 19. Jahrhundert, bis man schließlich mit Buchenwald und der größten Tragödie der deutschen Vergangenheit endet. Diese Abfolge bringt Ruhe in das hektische Aneinanderreihen der ja eigentlich faszinierenden Lebensgeschichten. Was Hesse dabei im Besonderen herausarbeitet, ist die Bedeutung Weimars für die deutsche Kultur, ja für Deutschland per se. Wie viele kluge Köpfe sich doch über die Jahrhunderte dort tummelten, wie viel Innovation und Fortschritt von dort ausging! So ist der Ansatz, Weimar gesamthistorisch zu präsentieren, ein gelungener. Ein deutsches Versprechen hätte aber mit mehr Tiefgang und Fokus auf weniger Charaktere sein Potenzial wirksamer ausschöpfen können. 

von Luisa Bader

Helge Hesse
Ein deutsches Versprechen. Weimar 1756–1933
Reclam 2023
283 Seiten
28,00 Euro

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