Empowerment durch eine Samtpfote
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Kein Kater, sondern ein Kätzchen: In dem Kindertheaterstück frei nach Grimms gestiefeltem Kater schreibt Thomas Klischke ein Märchen über überfürsorgliche Eltern, Kinder, die unter Erwartungsdruck leiden, sowie die Loslösung aus dieser Umklammerung. Die Uraufführung fand am 29. Juni 2024 bei hochsommerlichen Temperaturen im schönen Burggraben der Altenburg statt.
Die Dynamik der Familie Müller ist urkomisch verschroben. Hilmar (Valentin Kärner) und Ursula (Maria Adriana Albu) wünschen sich eigentlich eine weibliche Erbin, doch dann liegt da plötzlich Sohn Rüdy (Pascal Averibou) in der Wiege. Während seinen ersten Lebensjahren ist er zumeist auf sich selbst gestellt. Dennoch ist er nicht allein, denn Foxy (Marilena Lippmann), eine bei ihnen lebende wilde Hauskatze, steht ihm als treue, progressive und rebellische Begleiterin zur Seite. Es erblüht eine ganz besondere Freundschaft zwischen den beiden, sodass Rüdy trotz sozialer Abschirmung wertvolle Kompetenzen erlernt. Alles ändert sich jedoch, als die Müllers von einem auf den anderen Tag beschließen, in der Erziehung ein strengeres Reglement einzuführen und parallel dazu Foxy aus dem Haushalt zu verjagen, der sie die Schuld für Rüdys Untauglichkeit als Erbe in die Stiefel schieben.
Fortan erziehen sie ihren Sohn anhand eines strikten Sitten- und Wertekodexs, um aus ihm doch noch den perfekten Nachfolger ihres Familienunternehmens zu machen. Dabei verlieren sie jedoch Rüdys eigentliche Bedürfnisse und Wünsche immer mehr aus den Augen. Aber zum Glück gibt es da noch seine pelzige Freundin.
Wo immer sich eine Katze niederlässt, wird das Glück sich einfinden
Empowerment, Mut und Sommergefühle liegen in der Luft: nicht nur die Kinder, auch die erwachsenen Zuschauer verfolgten begeistert die Reise von Rüdy und Foxy, die mit viel Humor, Herzenswärme und untermalt von amüsanten Gesangseinlagen erzählt wurde. Es ist ein Märchen von Selbstfindung, Stärke und Mut. Das Kindertheaterstück glänzt nicht nur durch eine ausgezeichnete schauspielerische Leistung, sondern auch durch einen hohen pädagogischen Wert sowie eine tiefgründige Message. Das Stück ruft dazu auf, zu sich selbst zu stehen, inklusive aller Stärken und Schwächen und erzählt von der Entfesselung der Kräfte von Kindern, die anders sind.
Eine besondere Nuance erhält in dem Zusammenhang auch die Magie der Freundschaft, die im gegenseitigen Empowerment eine zentrale Rolle spielt. Das begleitende Programmheft liefert darüberhinausgehende Informationen und Impulse, welche Konsequenzen eine zu starke elterliche Einengung für die Kinder haben können.
Großen Chapeau für das Kinder- und Jugendtheater Chapeau Claque! Die nächsten Vorstellungen des Stückes finden am 14.07., 21.07. und 28.07. statt. Eine Übersicht über alle Spieltermine findet sich auch auf der Webseite des Theaters: https://kindertheater-bamberg.de/das-haus/theater/
von Chiara Helker und Annika Göttmann
Alle Fotos: © Guido Apel