Judith und Christian Vogt – Ich, Hannibal. Rom wird vor ihr erzittern 
Judith und Christian Vogt – Ich, Hannibal. Rom wird vor ihr erzittern 

Judith und Christian Vogt – Ich, Hannibal. Rom wird vor ihr erzittern 

Wer sind die wahren Monster? 

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CW: Folter, Gewalt, implizierte Pädophilie, Krieg, Tod, Vergewaltigung, Versklavung  
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Dem Feldherrn Hannibal gelang etwas Unglaubliches, als er im Laufe des zweiten Punischen Kriegs die Alpen überquerte, um auf Rom zu ziehen. In Ich, Hannibal ist der Hannibal, der diese Tat vollbringt, allerdings nicht der Hannibal, wie man ihn aus der Geschichtsschreibung kennt. Seine Frau Himilke hat seine Rolle eingenommen, sie ist der neugeborene Hannibal und zieht auf einem Elefanten nach Italia ein. Aber es ist nicht irgendein Reittier, das sie trägt, sondern eine riesige alabasterne Elefantendame mit Zyklopenauge.  

Es wird schnell klar, dass wir uns in einer Welt befinden, in der solche Gottheiten, solche Monstren wie Sphinxe, die Hydra und der Minotaurus nicht nur existieren, sondern auch rege für die Unterwerfung von Stämmen und Kriegsführung genutzt werden. Während Letzterer spielt diese Geschichte. 

Hannibal ist nicht die einzige Figur, die wir während der Jahre dieses brutalen Krieges begleiten. Da ist außerdem noch der versklavte Geschichtsschreiber Sosylos, die mittellos in einen Erbrechtsstreit verstrickte Fulvia in Rom und die Monsterjägerin Tamenzut, die immer einen hölzernen Phallus mit sich trägt und ihn nutzt, um sich in der Männerwelt Gehör zu verschaffen.  

„Krieg war das Gerippe von Macht, und Macht war ein männlicher Leib.“ 

Trotz der diversen giftspeienden Bestien steht nicht ihre monströse Natur im Vordergrund, sondern die der brandschatzenden und mordenden Männer in den Kriegscamps. Sie haben die Macht, können mit ihren Ränkespielchen, um die Rolle des Strategen an der Spitze des Heeres, über das Leben von Tausenden bestimmen. Die Figuren, die wir begleiten, hingegen müssen sich ihre eigene Macht in dieser männerdominierten Welt erkämpfen. Besonders Fulvia ist dabei interessant, da sie sich als frische Witwe in einer gänzlich ungünstigen Lage befindet und als römische Bürgerin die Auswirkungen von Hannibals Feldzug zu spüren bekommt. Diese Wechselwirkungen zwischen Heereslager und Rom sind besonders gelungen. Wie Hannibals Generäle wartet man dann allerdings ungeduldig und hingehalten auf das Zusammentreffen der beiden Welten, auf die finale Schlacht um Rom, diesen Höhepunkt, der sich nicht so richtig zeigen möchte.  

von Victoria Dimeo

 

Judith und Christian Vogt 
Ich, Hannibal. Rom wird vor ihr erzittern 
Piper 2024 
432 Seiten 
17,00 Euro 
ISBN 978-3-492-70658-2 

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