Cassandra Clare – Sword Catcher 
Cassandra Clare – Sword Catcher 

Cassandra Clare – Sword Catcher 

Neuer Lesestoff von Cassandra Clare

CW: Blut, Drogenkonsum, Drogenmissbrauch, Gewalt, Misogynie, Mord, Tod

Mit Sword Catcher erschien der erste Band der Die Chroniken von Castellan-Reihe von Cassandra Clare, der Schöpferin des Shadowhunter-Universums. Hinter dem leuchtend roten Einband verbirgt sich eine ganz neue Geschichte und eine fantastische Welt, in der sich der Waisenjunge Kel behaupten muss. Zunächst kennt der Junge nur das Leben auf der Straße und im Heim, bis er eines Tages zum Schwertfänger auserkoren wird. Er soll zum Doppelgänger von Prinz Conor Aurelian werden – dem Thronerben von Castellan. Die beiden Jungen wachsen gemeinsam auf und werden schnell Freunde. Doch Kels Position als Schwertfänger dient nur einem Zweck: Den Thronerben zu schützen und an seiner Stelle bei möglichen Angriffen und Attentaten sein Leben zu lassen. Ein gescheitertes Attentat auf Prinz Conor führt dazu, dass sich Kel an den Hof des Lumpensammlers aufmachen muss – den berüchtigten Herrscher über die Unterwelt von Castellan. An seiner Seite ist die junge Heilerin Lin und gemeinsam kommen sie einer Verschwörung auf die Spur, die eine Bedrohung für das ganze Königreich darstellt…

Spannendes Worldbuilding, das weniger Seiten vertragen könnte

Auf die Lektüre von Sword Catcher habe ich mich unglaublich gefreut, da es sich hierbei um Erwachsenenfantasy in einer spannenden neuen Welt handelt. Dies war allerdings auch der Grund, warum ich zunächst einige Seiten benötigte, um das Worldbuilding sowie das darin integrierte Magiesystem zu verstehen. Im Gegensatz zur Shadowhunter-Reihe baut diese Geschichte weniger auf actiongeladenen Momenten als vielmehr auf politischen Vorgängen und Intrigen auf. Der erste Band der Die Chroniken von Castellan-Reihe zeichnet sich also besonders durch viele historische und zeitgenössische Informationen zu Strukturen und Personen aus, die auf die folgenden Konflikte sowie auf die nachfolgenden Bände vorbereiten sollen. Auch wenn dieses Wissen für die Leser*innen notwendig ist, um den Fortlauf der Geschichte und diverse Hintergründe verstehen zu können, empfand ich die vielen verschiedenen Namen und Informationen als sehr überwältigend. 

So detailreich die Autorin ihre Welt und deren Gesellschaftssystem – bestehend aus der Königsfamilie, dem Volk sowie den magiefähigen Ashkar – erläutert, so präzise geht sie auch bei der Beschreibung der Umgebung und der verschiedenen Orte vor. Bildhaft entführt der Roman in die Straßen Castellans und zeigt, wie sie zusammenhängen, sodass beim Lesen eine Karte der verschiedenen Orte entworfen wird. 

Doch trotz des umfangreichen und toll ausgebauten Worldbuildings hätte die Handlung deutlich gekürzt werden können, um die Geschichte dennoch umfangreich zu erzählen. Durch die vielen Beschreibungen hat sich außerdem oftmals ein Gefühl von Langatmigkeit eingeschlichen, das allerdings durch verschiedene Intrigen und Machtspielereien hin und wieder aufgelockert wurde. 

Die Protagonist*innen Kel und Lin lernt man in diesem Reihenauftakt bereits eingehend kennen. Der junge Schwertfänger wächst von einem Waisenkind, das keine konkreten Ziele verfolgt, zu einem jungen Mann heran, der besonders gut in der Rolle als Prinz Connors Doppelgänger aufgeht. Seine Loyalität gilt besonders dem Prinzen und nicht dem Königreich selbst, wodurch es wirklich spannend bleibt, inwiefern sich Kel im Laufe seiner Reise entwickelt. 

Die Heilerin Lin, die Kel an den Hof des Lumpensammlers begleitet, ist ebenfalls ein sehr vielschichtiger Charakter. Sie gehört zum Volk der Ashkar und somit zu den wenigen Menschen, die noch ein wenig Magie in sich tragen. Auch wenn ich nicht immer alle ihre Entscheidungen nachvollziehen konnte, bleibt sie meine liebste Figur, auf deren weitere Reise ich sehr gespannt bin!

Mit seinen 800 Seiten ist Sword Catcher ein Fantasy-Statement, auf das man sich einlassen muss, um es genießen zu können. Das Buch lässt mich mit ein wenig gemischten Gefühlen zurück. Einerseits bin ich von der Welt, die Cassandra Clare erschaffen hat, sehr beeindruckt. Doch andererseits machen besonders die vielen Informationen und Beschreibungen es ab und an schwer, den Überblick zu behalten und am Ball bzw. Buch zu bleiben. Doch gerade das Ende macht sehr neugierig auf die Fortsetzung, die durch das in Band eins geschaffene, dichte Fundament genial werden könnte. 

von Judith Heruc 

Cassandra Clare
Sword Catcher. Die Chroniken von Castellan
Aus dem Englischen von Franca Fritz und Heinrich Koop
penhaligon 2023 
800 Seiten 
24,00 Euro 
ISBN 978-3-7645-3286-4

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