Innere Stürme
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CW: Alkoholismus, bipolare Störung, flackerndes Licht, sexuelle Belästigung, Tiergeburt
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Rona erreicht ihren Tiefpunkt in London und kehrt, in einem Versuch ihrem Leben zu entkommen, auf die Orkney-Inseln zurück. Aufgewachsen in der rauen Landschaft und in einer noch raueren Familie, versuchte sie einst der Perspektivlosigkeit Orkneys zu entkommen und verlor sich in London im Alkohol. Ein Film über die Sucht, über Kapitulation und Neubeginn.
Amy Liptrot schrieb 2017 einen autobiographischen Roman über ihren Umgang mit Sucht und Alkohol, Nachtlichter. Gemeinsam mit der Regisseurin Nora Fingscheidt („Systemsprenger“) erarbeitete sie das Drehbuch zur Verfilmung, „The Outpost“. Hochkarätig besetzt mit Saorise Ronan als Rona, nimmt sich Fingscheidt dem Chaos und der Verzweiflung einer Suchterkrankung an und erzählt sie in eindrucksvollen Bildern.
In 118 Minuten Spielzeit begleitet man Rona in ihrem Leben in London, wo sie sich zwischen Partys, Karriere und dem Betondschungel der Großstadt langsam vom Alkohol zermürben lässt. Fingscheidt schreckt dabei nicht vor den hässlichen Seiten der Sucht zurück, in fast erbarmungsloser Ehrlichkeit begleitet man Rona bei ihrem Verfall, hält beinahe ihre Hand, als der Alkohol Stück für Stück ihr Leben übernimmt und sie fast alles kostet.
Eine Welle kann nur eine bestimme Höhe halten, bevor sie zerbricht
Im Kontrast dazu steht die raue Schönheit der Orkney-Inseln, auf deren windumtosten Klippen Rona um sich selbst kämpft. Ihre Beziehung zu Orkney ist schwierig, faszinierte sie doch die Unbarmherzigkeit der Landschaft als Kind genauso wie sie ihr Angst machte, gefüttert von der zerrütteten Beziehung ihrer Eltern. Ronas Vater (Stephen Dillane) hat eine bipolare Störung, ihre Mutter (Saskia Reeves) wandte sich in der Überforderung damit der Religion zu und Rona ging als Kind irgendwo dazwischen verloren. Orkney ist Fluch und Segen zugleich, denn ihre Heimat konfrontiert sie konstant mit ihren Verfehlungen und birgt doch die Möglichkeit zur Heilung.
Die Handlung wird asynchron erzählt, immer wieder springt man zwischen London und Orkney, Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Man folgt Rona durch die turbulenten Abschnitte ihres Lebens, die nach und nach enthüllen, wie sie in der Sucht gelandet ist und was sie bewegte für sich selbst zu kämpfen. Saorise Ronan spielt Rona als charismatische Frau, die genauso charmant wie erbarmungslos sein kann, ebenso ambitioniert wie auch antriebslos. Der Film zeigt ein ständiges Spiel mit Kontrasten, um die Ambivalenz einer Suchterkrankung darzustellen. Diese Kontraste spiegeln sich ebenso in der Realität der Orkney-Inseln, die zwischen Mythen, atemberaubender, aber auch bedrohter Natur und einer gewissen zeitlichen Losgelöstheit existieren. Rona findet in dieser ernüchternden Version des Cottage-Core-Lebens zurück zu ihrer Kreativität und ihrem Antrieb. Ein ehrlicher Film, der eindrucksvoll alle Facetten der Alkoholsucht offenlegt und dennoch eine gewisse Hoffnung transportiert.
Weitere Spielzeiten der deutschen Synchronisation am 19.12.24, 20.12.24, 21.12.24, 23.12.24 sowie dem 25.12.24 im ODEON Bamberg.
von Friederike Brückmann
Nora Fingscheidt
The Outrun
Deutsche Synchronisation
Vereinigtes Königreich, Deutschland 2024
118 Minuten
FSK 12