Rachel Smythe – Lore Olympus Teil 6
Rachel Smythe – Lore Olympus Teil 6

Rachel Smythe – Lore Olympus Teil 6

Du bist einer der Gründe, wieso uns die Sterblichen als Götter sehen und nicht als komplette Monster.“

Da hier der sechste Teil von Lore Olympus besprochen wird, enthält die Rezension einige Spoiler. Falls euch einer der vorherigen Bände interessiert, findet ihr die Texte hier auf unserer Website.


CW: Physische und psychische Gewalt, sexuelle Traumata und toxische Beziehungen  
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Wie viele Schwierigkeiten ließen sich in der griechischen Mythologie nur vermeiden, wenn der Götterkönig Zeus besonnener agieren würde? 

Auch in Rachel Smythes Neuerzählung des Mythos um Hades & Persephone sorgen die Komplexe von Zeus bezüglich seinerPosition als Herrscher für einige Spannungen. So will er an Persephone für den vor ihrem Umzug nach Olympusbegangenen Akt des Zornes ein Exempel statuieren (kann man noch legitim finden). Dabei ist aber nicht der Akt selbst das Problem, sondern der Fakt, dass sie nicht vorher die entsprechenden Behörden (und damit natürlich auch ihn) um Erlaubnis gebeten hat (weniger nachvollziehbar aus Leserperspektive).

Auf Persephones darauffolgender Flucht vor der göttlichen Gerichtsbarkeit stehen ihr die verschiedenen Gottheiten, mit denen sie im Laufe der Geschichte Freundschaften geschlossen hat, unterstützend zur Seite. Auch Hades lässt sich von den Weisungen seines Bruders nicht beirren und hält weiterhin zu ihr. 

Dieser ganze Konflikt um den unerlaubten Akt des Zornesverdeutlicht die unbedeutende Stellung, die Sterbliche in dieser Geschichte und dieser Welt besitzen. Deren Leben und ihr Tod ist nicht sonderlich viel wert. Auch implizit wird das deutlich, wenn ein beiläufig von Hades gegolfter Diamant zu einer Sternschnuppe wird, die an andächtigen Sterblichen vorbei am Firmament vorüberzieht. 

„Im Moment fühle ich mich, als wäre ich in eine Millionen Teile gespalten worden.“

Die Emotionalität von Persephone steht in diesem Abschnitt der Geschichte im Mittelpunkt. Sie äußert sich während der Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit und ihrer gegenwärtigen Situation in ihren immer wieder nachwachsenden Haaren und dem Hervorbrechen verschiedener Pflanzen aus ihrem Körper. Dabei agieren ihre göttlichen Kräfte mit ihren immer mehr ans Licht kommenden Traumata in einem nicht kontrollierbaren Zusammenspiel. Persephone ist dennoch zu einem sehr viel erwachseneren und auch reiferen Charakter geworden und wird auch mit entsprechend neuer Garderobe gezeichnet. 

Besonders eindrücklich sind Rachel Smythe in diesem Band die stillen Panels gelungen, sie bestehen nur aus Zeichnungen und kommen ohne Text aus. Sie heben die Emotionalität der Szenen mit ihrer Verzweiflung und Entschlossenheit hervor. Der dadurch verstärkte düstere Grundton zieht sich durch den gesamten Teil, wird aber immer wieder aufgelockert durch Einschübe wie ein Zoommeeting der Olympischen Götter (natürlich samt Katzen.png als Hintergrund, ausgeschaltetemMikro und Technikproblemen) aufgelockert. So macht Lore Olympus deutlich, was es ist: Eine unterhaltsame Geschichte für nebenbei, die sich nicht zu ernst nimmt, aber doch in gewisse emotionale Tiefen vordringt. 

von Victoria Dimeo 

Rachel Smythe 
Lore Olympus Teil 6
Aus dem Englischen von Ulrike Gerstner
LYX 2024 
432 Seiten 
24,00 Euro 
ISBN 978-3-7363-2214-1

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