„Die Schmetterlingstoten werden geheilt werden, und wir werden bald wieder leben können.“
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CW: Zombieartige Wesen
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Was für ein Leben ist das, wenn die Gesellschaft zu großen Teilen zusammengebrochen ist und die überlebenden Infizierten diskriminiert und ausgeschlossen werden?
In Die Hexen von Venedig kehren Protagonistin Simone und ihre Freunde, ohne groß über Konsequenzen nachzudenken, in die verbotene Zone zurück, um sich dort im Tausch für Kekse und Medizin von einem Schmetterlingsinfizierten beißen zu lassen. Der Biss dieser hier unter Quarantäne gestellten Menschen, deren Virus durch ein Serum gehemmt ist, soll überaus berauschend wirken.
Ihr wenig gut überlegter Plan geht schnell schief und Simone trifft auf Manuele und seine schwangere Schwester Camilla. Da diese als Infizierte eigentlich unfruchtbar sein sollte, sind die zwei auf der Suche nach den Hexen von Venedig, die Gerüchten zufolge bei solchen Entbindungen helfen können.
Etwas unerklärlich schnell ist Simone bereit, den beiden zu helfen und so machen sie sich gemeinsam auf die Reise durch Italien. Auf dem Weg durch diese post-apokalyptische Welt werden sie mit dem Preis der Heilung konfrontiert. Denn infizierte Rebellen weigern sich, das von der Regierung verordnete Serum zu nehmen und verwahrlosen lieber zu aggressiven und von Schmetterlingen umschwärmten Toten, als sich der Unterdrückung hinzugeben.
„Ihr Körper weist Bisswunden auf, die wie Abdrücke ihres früheren Lebens wirken.“
Auch wenn man Die Hexen von Venedig auf den ersten Blick für eine Graphic Novel halten könnte, sind Bild und Text doch vollständig voneinander getrennt. So ist das Buch eher als illustrierte Geschichte anzusehen.
Marco Mazzoni versteht, mit seinen experimentellen Buntstiftzeichungen die gedämpfte Stimmung der Erzählung zu visualisieren. Besonders hervor stechen die Bilder von diversen Frauen, die nicht direkt in der Geschichte vorkommen: Sie wirken wie Puppen – makellos – bis auf die Auswirkungen des Virus. Diese weiblichen Figuren werden mit den organischen Formen von Flora und Fauna verbunden und erhalten so einen leicht verstörenden Charakter. Die Tier- und Pflanzenauswüchse werden zwar nicht direkt verfremdet, wirken aber dennoch befremdlich, was den Zeichnungen einen ganz eigenen Stil gibt. Sie sind damit auch das Highlight des Bandes. Der Tiefgang der Geschichte selbst bleibt leider etwas dahinter zurück.
von Victoria Dimeo

Sébastian Perez
Die Hexen von Venedig
Illustriert von Marco Mazzoni
Verlagshaus Jacoby & Stuart 2025
88 Seiten
32,00 Euro
ISBN 978-3-96428-271-2


