Wes Anderson – Der phönizische Meisterstreich
Wes Anderson – Der phönizische Meisterstreich

Wes Anderson – Der phönizische Meisterstreich

Mit Rosenkranz und Handgranaten zum Lebenswerk


CW: Bildliche Darstellung von Gewalt und Waffen, Blut, Tod

Der phönizische Meisterstreich ist der neue Film von Regisseur Wes Anderson, der derzeit im Odeon Kino in Bamberg zu sehen ist.

Zu Beginn des Films entkommt der zwielichtige Rüstungsindustrielle Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro) bei seinem sechsten Flugzeugabsturz in einer Reihe von Attentatsversuchen nur knapp dem Tod. Als er nach einer Nahtoderfahrung aus einem Maisfeld zu den Lebenden zurückkehrt, möchte er Vorkehrungen für sein mögliches Ableben treffen, das wohl eher früher als später eintreten wird. Statt einen seiner neun (Adoptiv-)Söhne, ernennt er seine Tochter Liesl (Mia Threapleton), zu der er seit sechs Jahren keinen Kontakt mehr hatte, probeweise zur Alleinerbin seines Nachlasses. Fein säuberlich auf Schuhschachteln verteilt, präsentiert er Liesl das wichtigste Infrastruktur-Projekt seines Lebens – den phönizischen Meisterstreich. Gesondert in einer Handschuhschachtel befinden sich die Dokumente und Informationen zu der finanziellen Lücke des Projekts, die es zu schließen gilt. Obwohl Liesl im Begriff ist, Nonne zu werden, entschließt sie sich, ihren Vater zu unterstützen – einen Mann, den sie, wie sie selbst sagt, nur vom Hörensagen kennt. Ihre Einwilligung macht sie jedoch von klaren Bedingungen abhängig: Es darf keine Sklavenarbeit geben, und die Hungersnot vor Ort muss bekämpft werden. Außerdem möchte sie herausfinden, wer ihre Mutter umgebracht hat. War es Korda selbst?

„Ich sterbe nicht, das mache ich nie.“

Immer in Alarmbereitschaft wegen möglicher Angriffe durch Terroristen und feindlich gesinnter Regierungen, die das Projekt scheitern sehen wollen, begeben sich Vater und Tochter gemeinsam mit dem Lehrer und Assistenten Bjorn Lund (Michael Cera) auf die Reise, um mit den Investoren ihre Beteiligung zu besprechen. Gleich zu Beginn der Verhandlungen bietet Korda jedem Geschäftspartner eine Handgranate als großzügiges Geschenk an. Im weiteren Verlauf werden die Gespräche stets lauter, nicht zuletzt, weil Korda wiederholt versucht, die Bedingungen zu seinen Gunsten zu verändern. Um dennoch an das fehlende Geld für sein Vorhaben zu kommen, greift Korda auch auf ungewöhnliche Methoden zurück, riskiert immer wieder sein Leben und lässt sich auch nicht von Bomben an Bord des Flugzeugs und Gift in ihren Speisen und Getränken abschrecken.

Alles an seinem Platz – auch das Absurde

Typisch für Wes Anderson ist die bis ins kleinste Detail durchkomponierte Gestaltung, die seine Inszenierung stets sichtbar macht. Nahezu jede Einstellung ist farblich abgestimmt und symmetrisch aufgebaut – sei es an Bord eines Flugzeugs hoch über den Wolken oder in einem Sumpf, umgeben von Pflanzen und Insekten. Die Figuren wirken künstlich, und als Zuschauer*in bleibt man stets in gewisser Distanz zum bizarren Geschehen. Zwischentitel gliedern den Film in einzelne Abschnitte, zeigen an, welcher Teil des „Schuhschachtel-Meisterwerks“ als Nächstes folgt, und informieren darüber, wie weit die Lücke im Budget bereits geschlossen werden konnte. Selbst Zsa-Zsas Nahtoderfahrung wird in kurzen, eingeschobenen Szenen episodisch eingeflochten. Räume mit mehreren Eingängen – etwa das Badezimmer, in dem Korda nach seinem Flugzeugabsturz in einer Plansequenz versorgt wird – erinnern an eine Theaterbühne, auf der jedes Requisit eine Funktion im Gesamtbild erfüllt.

Die ernstere Grundstimmung des Films wird immer wieder durch wiederkehrende, humorvolle Szenen aufgelockert, die die Zuschauer*innen über Handgranaten und Rosenkränze vom Juwelier schmunzeln lassen. In einer Szene im Film rät Korda einem seiner Söhne, niemals ein gutes Bild zu kaufen, sondern immer nur ein Meisterwerk. Dieser Ausspruch lässt sich sinnbildlich auf den Film selbst übertragen: Jede Einstellung ist ein kompositorisches Kunstwerk für sich – und genau das macht den Film neben der Frage, ob das phönizische Meisterwerk gelingen mag, und der Starbesetzung (unter anderem auch Scarlett Johansson, Tom Hanks, Bill Murray und Benedict Cumberbatch) sehenswert.

Die nächsten Vorstellungen finden täglich vom 14.06. bis zum 18.06. jeweils um 16.35 Uhr und um 20.30 Uhr im Odeon 1 in Bamberg statt. Es handelt sich bei allen Vorstellungen um die deutsche Synchronisation, nur bei der letzten Vorstellung am 18.06. um 20.30 Uhr wird der Film noch einmal als englisches Original mit deutschen Untertiteln gezeigt.

von Hannah Bockemühl

Wes Anderson
Der phönizische Meisterstreich
Deutsche Synchronisation 
USA 2025
101 min
FSK 12 

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