Devney Perry – Indigo Ridge
Devney Perry – Indigo Ridge

Devney Perry – Indigo Ridge

Die Verschriftlichung von Taylor Swifts „You Are In Love“


CW: Demenz, Mord, Suizid, Trauer

One look, dark room, meant just for you – In Devney Perrys Small-Town-Romance und BookTok-Erfolg Indigo Ridge fällt ein solcher Blick von Winslow Covington, angehende Polizeichefin der Kleinstadt Quincy in Montana, an ihrem ersten Abend in einer Bar der Stadt auf Griffin Edens. Den Cowboy mit der Gürtelschnalle, der sofort den Segen ihrer verstorbenen Mutter erhalten hätte. Der darauffolgende One-Night-Stand scheint unvermeidbar und doch versuchen beide, einander zu vergessen. Aber ist es wirklich so einfach, sich in einer Kleinstadt aus dem Weg zu gehen? Besonders, wenn Winn als „die Neue“ in aller Munde ist und Griffins Familie – die Edens – die Stadt gewissermaßen „beherrscht“? Sicher nicht. Und erst recht nicht, als Griffin plötzlich auf dem Gebiet seiner Ranch die Leiche einer jungen Frau findet.

„Tragödien hatten es an sich, Schönheit zu trüben“ Die Grundidee des Buches ist sehr reizvoll: Romance trifft auf eine Art Whodunit. Der Mountain State Montana wird dabei in Szene gesetzt, denn die Leiche befindet sich am Fuße des Berges Indigo Ridge. Anscheinend hat das Mädchen von dessen Felswand aus Suizid begangen – wie auch schon mehrere davor. Winns Gefühl sagt ihr jedoch, dass es sich nicht um Suizide handelt…

Während Winn diesem Fall nachgeht, kommen sie und Griffin sich immer näher. Die Romance der beiden, die neben dem Whodunit immer wieder auftaucht, birgt wenig Überraschendes und bringt alle Klischees einer heterosexuellen Romance mit sich. Zu Beginn basiert ihre Anziehung rein auf Körperlichkeit, was in der ein oder anderen spicy Szene zum Ausdruck kommt. Beide sträuben sich aber gegeneinander, da sie keine Zeit für eine Beziehung haben: Winn muss den plötzlichen Tod ihrer Eltern verarbeiten, sich auf der Polizeistelle als Chefin unter Männern durchsetzen und ihren aufdringlichen, in seinem Ego gekränkten Exfreund loswerden. Griffin hat eine Ranch zu führen, und auch die beginnende Demenz seines Onkels Briggs macht ihm zu schaffen. Wie in Taylor Swifts Lied schlüpfen die Leser*innen in die Rolle der Beobachter*innen einer Slowburn Romance. Dies schafft Perry, indem sie das Geschehen abwechselnd aus Winns und Griffins Perspektive schildert. Mit der Zeit wird außerdem sichtbar, dass sie bei ihm nicht immer stark sein muss und er sie umsorgt, indem er ihr beispielsweise beim Möbelaufbau hilft – offensichtlich ein perfekter Partner.

Dennoch muss man der Autorin lassen, dass sie Winn als eine Figur zeichnet, die sich durchaus gegen Griffin durchzusetzen und ihren Rang innerhalb des männerdominierten Polizeireviers trotz Selbstzweifel und Misstrauen der Bewohner*innen von Quincy zu behaupten weiß. Positiv anzumerken ist außerdem, dass Perry die Frauen zugeschriebene und oft belächelte Eigenschaft der Sensibilität zur Stärke macht, hilft doch dies Winn letztendlich, den Fall zu lösen. Außerdem schafft sie einen durchaus spannenden Kriminalfall, dem aber durch die Liebesgeschichte von Winn und Griffin „Entspannungsmomente“ eingebaut sind, und es finden sich im gesamten Buch immer wieder poetisch anmutende Sätze als hidden gems.

Insgesamt bietet Devney Perry eine kurzweilige Lektüre, die sich im Hinblick auf Geschlechterrollen durchaus kritisch lesen oder aber auch genießen lässt, wenn man eine typische Romance mit einer Auflockerung durch ein Whodunit sucht.

von Hannah Orth

Devney Perry
Indigo Ridge
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ivonne Senn
Saga Egmont Bücher 2025
448 Seiten
15,99 Euro
ISBN 978-3-9875007-1-8

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